Hangzhou

22. November 2007

Wir haben Shanghai verlassen und fahren heute mit dem Zug nach Hangzhou. Der Zug ist wieder eine Art ICE und bringt uns in nur 1,5 Stunden an unser gewünschtes Ziel.

Wir checken ins West Lake Youth Hostel ein - das bisher beste Hostel auf unserer Reise. Alle Zimmer haben ein eigenes Bad und es gibt Doppel-, Vierer- oder Sechserzimmer. Aus Kostengründen entscheiden wir uns für ein Viererzimmer. Die Woche im Hotel im eigenen Zimmer war sehr schön, aber jetzt müssen wir doch wieder ein bisschen sparen.

Das Hostel liegt direkt gegenüber vom Westsee, ein See mit 3 Kilometer Ausdehnung in der Länge und circa 1 Kilometer in der Breite. Wir leihen uns Fahrräder aus und da wir das ja schon in Suzhou geübt haben, klappt es sehr gut mit dem Anpassen an den teilweise recht chaotischen Verkehr. Wir fahren über einen Damm, der den See in der Länge durchzieht, bis auf die andere Seite und radeln weiter ein Mal um den See herum. Das ist wirklich wunderschön - aber am besten schaut Ihr Euch die Bilder an, die sagen am meisten.

Abends schauen wir uns Eragon an. Es ist irgendwie total schön auf der Couch zu sitzen und mal etwas zu schauen, was man auch versteht.

(Autor: Daniela)


23. November 2007

Da wir heute mal wieder so gar nicht in die Gänge gekommen sind, gehen wir nachmittags ein wenig um den See spazieren. Direkt am See gibt es einen wunderschön angelegten Park, den wir ebenfalls erkunden. Also gärtnern können die Chinesen und wir haben beschlossen, sollten wir mal im Lotto gewinnen und ein Haus mit einem großen Garten haben, wird unser Gärtner aus China eingeflogen. Im Park läuft auch wieder die obligatorische chinesische Reisegruppe mit knallorangefarbenen Baseballkappen als Erkennungszeichen herum inklusive megafonbestückter Reisebegleitung. Diese Gruppen sind überall anzutreffen und stören die Idylle doch ein wenig.

Wir laufen weiter über den Damm bis zur Nordseite des Sees und gehen dort in ein ganz berühmtes, über 150 Jahre altes, Restaurant: das Louwailou. Nach einem kurzen Blick auf die Karte finden wir die Preise ganz ok und beschliessen hier etwas zu essen. Es muss ja etwas dran sein, wenn jeder Chinese, der hierher reist, unbedingt hier gegessen haben will. Wir nehmen also die Karte etwas genauer in Augenschein und sehen uns dem gleichen Problem, wie in jedem bisherigen chinesischen Restaurant gegenüber: was essen wir? Die Karte ist in Englisch, die Sprache ist also nicht das Problem, sondern eher die zweifelhaften Köstlichkeiten. Hier findet man schon sehr viele, sehr skurile Dinge. Aber wie immer rettet uns Schweinefleisch süß-sauer, das ich ab sofort zu meinem neuen chinesischen Lieblingsgericht küre. Jens will sich Frühlingsrollen bestellen, aber was kommt, ist auf jeden Fall keine Frühlingsrolle, sondern irgendetwas komisches, was nicht ecklig, nur recht geschmacklos ist. Außerdem möchte er wagemutig eine Taube bestelllen, aber die ist aus. Das Essen ist ganz gut und der Service wirklich effektiv: kaum haben wir gezahlt und sind aufgestanden, also während wir noch dabei sind, unsere Jacken anzuziehen, ist der Tisch schon komplett abgeräumt und die Bedienungen sind dabei neu einzudecken.

Anschließend wollen wir noch etwas trinken gehen. Gestern schon haben wir ein interessantes Gebäude gesehen, das aus schillernd bunt beleuchteten Plättchen besteht und mit dem wohlklingenden, wenn auch etwas sinnfreien Namen "topred prestige club" versehen wurde. Wir wollen schauen, was das ist. Die Leute vor uns werden von einem Spalier von Türstehern begrüsst und marschieren hinein. Wir nähern uns und das Spalier schließt sich. Die Jungs versuchen, uns irgend etwas auf chinesisch zu erklären. Keine Ahnung was. Das einzige was sie auf englisch herauskriegen ist "no disco". Ok, was ist das Ding dann und warum dürfen wir nicht rein? Das versuchen wir noch mal im Hostel herauszufinden.

Da die uns im topred prestige club nicht wollen, ziehen wir weiter in das Ka Na Funky Pub. Das hört sich gut an, da gehen wir rein. Ein plüschig rotes Pubambiente empfängt uns und wir fühlen uns gleich wohl. Die Musik ist auch ganz gut, oder sagen wir mal so: sie ist englisch und wir kennen die Lieder. Der Pubbesitzer begrüßt uns persönlich und erzählt, dass er Ungar ist und das Pub seit einem Monat übernommen hat. Wir verbringen einen lustigen Abend und trinken einige Bier (Jens zumindest, ich beschränke mich auf ein wenig Radler wozu ich mir natürlich Bier und Sprite separat bestellen muss, da dieses Getränk hier unbekannt ist).

Nachdem wir wieder im Hostel sind, lässt uns unsere Neugier keine Ruhe und wir fragen an der Rezeption, was der topred prestige club ist. Grinsen und die Antwort "keine Ahnung" macht uns nicht schlauer. Ok, dann muss eben das Internet als Informationsquelle herhalten. Wir finden die Erklärung, dass es ein KTV-Club sei. Schön, aber was ist das? Nach ein wenig mehr Recherche, meint Google, dies wäre so eine Art Karaoke-Puff. Wir sind den Türstehern sehr dankbar, dass sie uns unbedarfte Westler nicht einfach so reingelassen haben.

(Autor: Daniela)


24. November 2007

Heute ist Sport angesagt, wir haben uns Fahrräder gemietet und wollen die Gegend erkunden. Bevor wir aber unsere heutigen Ziele erreichen, muss ein ordentliches Früchstück her. Wir fahren in den Carrefour-Supermarkt. Dort haben wir vorgestern schon Baguette und Philadelphia mit Kräutern und Knoblauch entdeckt, das wollen wir dann bei unserem ersten Ziel, einem Kloster in idyllischer Bergumgebung, geniessen. Damit wir es bis dorthin schaffen, gibt es Kreppel und Plätzchen. Wir fahren durch Hangzhou und genießen den See. Die Straße führt durch wunderschön angelegte und wilde Alleen. Langsam aber sicher nehmen wir den stetigen Anstieg und wundern uns nur, dass der Auto- und Busstrom in unsere Richtung nicht abreißt. Wir sind am Ziel unseres romantisch geplanten Picknicks.

Der Ort entpuppt sich als touristische Hauptattraktion im Stil von Euro Disney. Eintritt, megaphonbestückte Reisegruppen und wetterfeste Lautsprecher in den Büschen geben mir das Gefühl von Enge. Wir suchen uns einen Flecken Ruhe und geniessen unser Baguette. Bon appetit! Gestärkt geht es durch das Gelände. Hier befinden sich beeindruckende Steinschnitzerein im Berg. Unzählige Buddhastatuen wurden von den benachbarten Klostermönchen in den Berg geritzt. Begleitet von Wandbildern und den Steinbuddhas wandeln wir durch ein Labyrinth von kleinen und großen Felsen, immer begleitet von den Lauten der chinesischen Reiseführer. Idyille und Besinnlichkeit an kulturellen Orten sehen für mich anders aus, aber das hier ist China und hier ist es eben so.

Als wir uns unter einem kleinen Felsvorsprung durchducken müssen, fällt mir eine Spinne auf, die über unseren Köpfen lagert. Daniela hatte sie nicht gesehen und ist achtlos an dem Prachtexemplar vorbeigegangen. Als ich ihr anschließend die Bilder zeige, ist sie auch nicht sonderlich scharf darauf, weiter durch die Felsen zu tappsen. Komisch!?

Wir verlassen den Park und schwingen uns auf unsere Drahtesel um Richtung Dragon Well Village zu fahren.

Dort und in der Umgebung wächst der beste grüne Tee in ganz China und der Ort ist wirklich malerisch. Keine Megaphone, keine Riesengruppen, keine Autos, kein Eintritt. Wir spazieren durch den Ort und wollen abschließend einen grünen Tee trinken. Dazu betreten wir die wunderschöne Gartenanlage eines Restaurants, aber wie schon im Topred Prestige Club wird uns der Eintritt verwehrt. Allerdings führt uns die nette Dame vom Empfang durch den Garten. Dieses Restaurant hat nur acht Tische, jeder steht in einer eigenen Pagode und davor befindet sich eine eigene Terrasse mit Blick auf den traumhaften Garten. Ein Exklusiv-Restaurant der besonderen Art. Nach dem kurzen Rundgang fahren wir ohne Tee wieder Richtung Hostel.

Da heute Samstag ist und die Chinesen auf deutschen Fußball abfahren, wird dieser in CCTV 5 live übertragen. Bayern München gegen Wolfsburg wird übertragen. Ich verstehe nicht, wie man nicht die Eintracht zeigen kann. Ich bekomme Frankfurt auf chinesich aufgeschrieben und kann somit den eingeblendeten Live-Ticker verfolgen. Echt komisch, da sitze ich tausende Kilometer entfernt von Zuhause und schaue mir die Bayern an. Daniela witzelt schon, dass ich noch München-Fan werde. NIEMALS!!! Na ja, vielleicht zeigen sie die Eintracht ja nächste Woche.

(Autor: Jens)


25. November 2007

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen, da es heute nach Wuhan weitergeht. Vorher steht noch eine romantische Bootsfahrt auf dem West Lake auf dem Programm, bevor wir uns per Airport-Shuttle zum Flughafen begeben.

Eigentlich dachten wir, dass wir nur Zugfahren da es eigenlich billiger ist, aber ein Flug für 25 Euro und 28 Stunden Zugfahrt gespart, ist unschlagbar.

Liebe Eltern, die Ihr euch jetzt Sorgen macht. Wir fliegen nur mit guten Fluggesellschaften und wir recherchieren natürlich, ob die Sicherheit gegeben ist. Keine Panik!

(Autor: Jens)