Amazonas

29. August 2009

Wir sind noch in Kolumbien, aber heute fahren wir ins Amazonasgebiet. Unser Flug geht um 9 Uhr morgens, erst mal nach Bogotá. Dort haben wir drei Stunden Zeit, die wir uns auch ganz gut vertreiben. Jens holt sich einen Burger bei McDonalds und dann gehen wir noch Crepes essen. Die sind echt gigantisch lecker und wir sind danach auch total voll. Was gut ist, dazu mehr später. 

Um kurz nach eins geht unser Flug nach Leticia. Das liegt im Dschungel von Kolumbien, an der Grenze zu Peru und Brasilien und ist ausschließlich per Flugzeug oder per Boot über den Amazonas zu erreichen (dies aber auch nur aus Peru oder Brasilien, aus Kolumbien muss man immer fliegen). Wir fliegen über eine Stunde über den Amazonas-Regenwald und es ist echt beeindruckend das aus der Luft zu sehen. Wald und Bäume so weit das Auge reicht und es hört und hört nicht auf. Ab und zu wird der Wald mal durch eine Flußader durchbrochen.
 

In Leticia kommen wir auf einem ganz kleinen Flughafen an, der mich an den Flughafen Hahn von früher erinnert. Dort kommt unser Gepäck aufs Gepäckband und dort stehen Hunde mit drauf, wie auf einem Laufband und beschnüffeln alles: Drogenkontrolle. Wir holen uns gleich am Flughafen unseren Ausreisestempel und lassen uns von einem Taxi nach Tabatinga bringen, um unseren brasilianischen Einreisestempel zu bekommen. Leticia und Tabatinga gehen ineinander über und da man von hier nicht gut wegkommt, gibt es auch keine richtige Grenze, lediglich ein Schild, was verkündet, dass man sich jetzt Kolumbien verlässt und in Brasilien ist. Die Einwohner hier können sich frei auf jeder Seite bewegen ohne Grenzformalitäten.
 

Danach haben wir mit dem gleichen Taxifahrer abgemacht, dass er uns zum Hafen fährt, wo die Boote nach Manaus abfahren. Er bringt uns an den Fluss und meint, dass hier unten die Boote abfahren. Er spricht noch kurz mit einem Typen und dieser meint, dass Boot nach Manaus sei schon abgefahren und es gäbe nur zwei pro Woche, das nächste wieder am Dienstag. Na super. Aber er hätte ein Speedboot mit dem er uns zum Boot bringen könne. Er nennt uns einen astronomischen Preis und wir lehnen dankend ab. Dann versucht er uns noch ein Hostel zu verticken. Wir wollen aber erst mal zum Hafen und er meint, dass wir dazu noch ein Stück südlich laufen müssten und schickt uns runter ans Wasser. Wir laufen auch ein Stückchen und werden dann von einem Typen angequatscht, dass man da gleich nicht weiter könne und ob er uns mit dem Boot hinbringen solle. Da drüben (in Sichtweite! von der Stelle, wo wir uns mit dem Speedboot-Typen unterhalten haben) würde noch das Boot nach Manaus liegen und in 20 Minuten ablegen. Er bringt uns schnell mit dem Boot hin und wir schaffen es gerade noch auf das Boot bevor es ablegt. Zuvor werden wir aber noch  von der brasilianischen Polizei durchsucht. Der Polizist, der meinen  Rucksack durchwühlt, schnüffelt  jeden meiner Säcke gründlich ab. Dann dürfen wir aufs Boot. Während wir dem Kassierer noch erklären, dass  wir nicht genug Geld haben, um unsere Fahrt nach Manaus zu bezahlen und keinen einzigen Reais in der Tasche haben, legt das Boot auch schon ab. Als unsere Botschaft endlich rübergekommen ist, sind wir schon unterwegs und er kann uns ja jetzt schlecht von Bord werfen. Also geben wir ihm erst mal alle US Dollar und  Euro, die wir noch in der Tasche haben (unsere Notration) und ein Telefon, sowie meinen Personalausweis zur Sicherheit. In Manaus müssen wir dann Geld holen, um alles auszulösen. Mal sehen, ob wir alles wiederbekommen. Aber Ernesto aus Peru macht einen netten Eindruck und wir haben uns für das  Geld zumindest eine Art Quittung ausstellen lassen. Ein Typ vom Boot geht mit uns aufs zweite Deck und hängt uns die Hängematten seitlich in den Gang. In der Mitte sind leider keine Plätze mehr frei und somit haben wir die "Katzenplätze" genau im Durchgang. Wird schon irgendwie gehen für die nächsten drei Tage.


Es regnet wie aus Eimern als wir ablegen und da wir auch keine Hängematten für die Überfahrt haben, müssen wir uns diese mieten. Eieieiei, alles ein wenig unorganisiert, aber wir sind auf dem Boot! Nach kurzer Zeit gibt es dann auch schon Abendessen und als wir uns anstellen, wird  verkündet, dass es nichts mehr gibt. Somit gehen einige Leute hungrig aus. Hmmm, wir hatten ja zum Glück ein üppiges Mittagessen und haben auch noch ein paar Chips dabei. 

Wir unterhalten uns noch ein wenig mit einem Engländer, der mit zwei Freunden auf  Südamerikareise ist und versuchen, möglichst spät ins Bett zu gehen, da wir befürchten, dass die Nacht in der Hängematte äußerst unbequem werden könnte. Als ich mich auf meine Hängematte setze, knalle ich erst mal voll auf den Boden. Autsch, mein Hintern tut sauweh und ich habe mir bestimmt das Steißbein geprellt. Wenn man nicht alles selbst macht. Ein Typ vom Boot hat mir die Hängematte festgemacht und ich dachte, die könnten das. Danach macht Jens mir die Matte noch mal fest und sie hält. Zur Sicherheit lege ich auch noch meinen Rucksack unter die Hängematte, damit ich darauf lande, sollte das Ding noch mal runterkommen.
 

Glücklicherweise wird dies nicht bestätigt und wir schlafen beide wie  die Murmeltiere und haben am Morgen auch keine Rückenschmerzen.
 

(Autor: Daniela)


30. August 2009 

Eigentich sollte es um 7 Uhr Frühstück geben, da aber sonst niemand in den Essensraum geht, warten wir auch noch ein Weilchen. Um halb acht sind dann einige Leute drin und wir wollen uns auch dazugesellen, werden aber darauf verwiesen, dass das hier nur das Crew-Essen ist (es gibt Rühreier) und für die Gäste das Frühstück wäre schon rum und da gäbe es auch nur Kekse und Kaffee. Bei einem Blick auf die Uhr fällt mir auch warum. Laut brasilianischer Zeit ist es bereits eine Stunde später, also halb neun.
 

Wir essen unseren Kuchen, den wir glücklicherweise dabei haben und legen ins noch mal ein Ründchen in die Hängematte zum Schnarchen. Wir stellen uns aber den Wecker auf 10:30 Uhr, dann ab dann gibt es Mittagessen. Wir stehen dann auch schon um 20 nach zehn an und sind die ersten, die drin sind. Das passiert uns nicht noch mal, dass wir leer ausgehen. Es gibt Hühnchen, Reis und Spaghetti und das Essen ist so richtig lecker. Das hätten wir gar nicht erwartet.
 

Den Nachmittag liegen wir wieder ein wenig in der Hängematte und da kommt eine Frau zu uns, die meint, dass ihr Platz frei werde, da sie gleich aussteigt. Super, jetzt können wir unsere Hängematten auch nach Innen hängen und schwingen sogar nebeneinander.
 

Abendessen gibt es bereits ab 16:30 Uhr und da wir wieder besorgt sind, nichts zu bekommen, sind wir wieder die ersten, die am Tisch sitzen. Es gibt eine Art Rindergulasch, welches sehr, sehr lecker ist. Danach machen wir einen kleinen Verdauungsspaziergang auf dem Oberdeck und sehen sogar ein paar Delfine in der Ferne, die ihre Sprünge im Wasser vollführen! Toll!
 

Abends sitzen wir noch ein wenig auf dem Oberdeck und dann geht auch schon ein richtiger Sturm los, mit Gewitter und recht hohen Wellen auf dem Amazonas. Irgendwie scheint es hier abends immer zu gewittern.
 

Danach schwingen wir uns wieder in unsere Hängematten, lesen noch eine Weile und schlafen dann irgendwann ein. Maren, dein Weihnachtsgeschenk (eine Schlafbrille) kann ich hier übrigens hervorragend gebrauchen, da die ganze Nacht Festbeleuchtung herrscht.
 

(Autor: Daniela)


31. August 2009 

Heute haben wir die Uhr richtig gestellt und schaffen es sogar zum Frühstück. Der Kaffee ist echt lecker, aber die trockenen Kekse mit Butter sind das Aufstehen nicht wirklich wert. Danach schlafen wir auch noch mal eine Weile - bis mein Wecker zum Mittagessen klingelt. Um 10:30 Uhr gibt es dieses schon, aber warten ist nicht, da man dann eventuell nichts mehr bekommt. Heute gibt es übrigens Hühnchen in einer leckeren Soße. Wir sind echt begeistert von der Küche hier.
 

Danach schaukeln wir mit unseren Büchern noch ein wenig in der Hängematte und genießen die Aussicht auf den Amazonas. Dichtester Dschungel zieht an uns vorüber und der Fluß ist wirklich gigantisch breit (obwohl er hier noch schmal ist, im Vergleich zur Mündung).
 

Nach dem Abendessen um halb fünf gehen wir in den vorderen Teil des Schiffs. Durch den Motor ist es nämlich ziemlich laut wo die Hängematten sind und Jens hat Kopfschmerzen. Dort unterhalten wir uns ein wenig mit Ernesto, der uns die Tickets verkauft hat. Er spricht echt gut Englisch.
 

Wir sehen sogar ein paar Tiere. Als erstes sehen wir ein paar pinkfarbene Flußdelfine, die aus dem Wasser springen. Dann fliegen verschiedene Papageien über das Boot und wir sehen sogar zwei rote Aras, die den Amazonas überfliegen. Ich bin ganz aus dem Häuschen, denn ich wollte schon immer mal Aras in Freiheit sehen! 

Dann gehen wir zum Sonnenuntergang aufs Oberdeck und heute bekommen wir wirklich was geboten: der Sonnenuntergang ist wirklich spektakulär und strahlt in allen Rottönen der Farbpalette.
 

Anschließend, was sollen wir auch anderes machen, geht's wieder ab in die Hängematte.
 

(Autor: Daniela)


1. September 2009 

Heute ist unser letzer Tag auf dem Boot und wir kommen heute Nachmittag in Manaus an. Wir haben hier schon eine richtige Routine und nach dem Frühstück, das wieder aus Keksen mit Kaffee besteht, legen wir uns noch ein Ründchen in die Hängematten. Da wir gar nicht mehr mit einem Mittagessen gerechnet hatten (das Boot kommt nämlich normalerweise um 12 Uhr mittags in Manaus an und nur heute wegen der Verspätung bei der Abfahrt um erst um 16 Uhr), werde ich nur durch den Geruch darauf aufmerksam. Also ergattern wir schnell noch einen Platz am Tisch. Heute gibt es eine Suppe mit den Resten der letzten drei Tage. Naja, geht so, aber besser als nichts. 

Anschließend lese ich noch mein Buch zu Ende und Jens spielt ein wenig Solitaire. Dann packen wir unsere Sachen zusammen und gehen noch ein wenig aufs Oberdeck. In dem Abschnitt vor Manaus gibt es viele bewohnte Inseln im Amazonas und es ist interessant zu sehen, wie die Leute wohnen (in Holzhütten, die auf Pfählen stehen wegen der unterschiedlichen Wasserstände des Amazonas). 

Kurz vor Manaus sehen wir dann auch den "Zusammenfluß der Gewässer", hier vereinigen sich der Rio Solimoes (worauf wir die ganze Zeit mit dem Boot gefahren sind) und der Rio Negro. Der Rio Negro hat wie der Name schon sagt, total schwarzes Wasser und der andere ist eher schlammbraun. Es dauert eine ganze Weile bis sich die beiden Flüsse vermischen und es ist interessant zu sehen, wie an der einen Stelle nur schwarzes Wasser ist und direkt daneben braunes. 

Bevor wir in Manaus andocken, kommen irgendwelche Schlepper an Bord und verkaufen Tickets für die Weiterfahrt nach Belém. Da wir uns eine Dschungeltour nicht richtig leisten können und Manaus sich auch nicht gerade spannend anhört, beschließen wir direkt ein Ticket für den nächsten Tag zu nehmen. Dieses soll 130 Reais kosten und ist ein echtes Schnäppchen, da die Tickets sonst zwischen 180 und 200 Reais kosten. 

In Manaus angekommen, gehe ich schnell am Geldautomaten Reais holen, damit wir unsere Dollar, Euronen, das Telefon und meinen Perso auslösen können. Anschließend sichern wir uns schon mal einen Platz auf dem anderen Boot. Das ist wesentlich größer als das, mit dem wir aus Tabatinga gekommen sind. Wir ketten unsere Rucksäcke an die von uns gewählten Haken für die Hängematten und sichern sie mit unserem Fahradschloß. Hier wird nämlich gerne mal umgehangen, damit man einen besseren Platz ergattert.

Anschließend gehen wir uns erst mal auf dem Straßenmarkt zwei eigene Hängematten kaufen und erstehen für Jens auch noch ein T-Shirt der Selecao (die Nummer 10 von Kaká). Und dann schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und schauen uns das Teatro Amazonia an, ein hübscher Bau mit einer beeindruckenden, bunten Kuppel. Ansonsten ist Manaus recht häßlich und wir suchen uns auch bald darauf, ein von unserem Reiseführer empfohlenes Restaurant aus. Es soll die beste Churrasceria der Stadt sein und es soll "All-you-can-eat" für US$ 7 geben. Das Essen ist wirklich super, es gibt super leckeres gegrilltes Fleisch, was aufmerksame Kellner konstant am Tisch vorbeibringen, ein riesiges Salatbuffet und sogar Sushi. Leider stimmt der Preis nicht ganz und der Abend wird recht teuer. Naja, das ist unser "Willkommen in Brasilien"-Essen. 

Dann laufen wir zurück zum Boot und am Hafen wollen sie uns nicht reinlassen. Der Sicherheits-Typ erzählt die ganze Zeit irgendwas, dass wir unser Ticket von einer Agentur im Terminal hätten kaufen müssen und dieses nicht gültig wäre oder so. Wir haben für beide Tickets gerade 260 Reais bezahlt, da kaufe ich bestimmt nicht noch ein Ticket. Nach einigem Hin und Her lässt er uns doch rein und wir platzieren unsere Hängematten im Boot weit von den Toiletten entfernt und schwingen uns rein und schlafen auch bald ein.
 

(Autor: Daniela)


2. bis 6. September 2009 

Als wir morgens um 6.30 Uhr aufwachen ist schon reger Betrieb auf dem Boot und die Hoffnung, dass wir richtig viel Platz auf dem Boot haben, gebe ich schnell wieder auf. Wir stehen auf und machen uns auf den Weg zur Post. Dort sind hoffentlich schon unsere Wahlunterlagen für die Bundestagswahl eingetroffen. Als wir dort ankommen werden wir enttäuscht - nix da! Da wir heute Mittag aber schon weiterfahren, verspricht uns der nette Postangestellte, dass er den Brief nach Rio de Janiero weiterleitet.
Wir gehen noch für die nächsten Tage einkaufen (Kuchen, Chips, Kekse) und machen uns auf den Weg zurück zum Boot. Da wir ja gestern schon Probleme hatten, wieder ins Hafengelände zu kommen, hat uns der Kapitain einen Hintereingang genannt, durch den wir gehen können. Wir finden den Eingang auch, aber der überkorrekte Aufpasser schickt uns wieder zurück und wir müssen uns ein kleines Wassertaxi mieten, das uns an unser Schiff bringt. 2,40 Euro für 150 Meter.  

Wieder an Bord stellen wir fest, dass hier das reinste Chaos ausgebrochen ist. An jedem Haken hängt mittlerweile eine Hängematte dicht an dicht. Unsere Nachbarn haben ihre Matte glücklicherweise etwas höher gehängt, was uns ein kleines bißchen Raum verschafft. Dennoch erinnert das ganze nicht an romantische Flusskreuzfahrt, sondern eher an Viehtransport. Die erste Fahrt auf dem Amazonas war echt super, aber das jetzt ist ätzend. Jemandem der gerne mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt kommen möchte, kann ich diese Fahrt nur wärmstens empfehlen - hier ist Körperkontakt garantiert. Insgesamt sind hier 240 Hängematten auf ca. 22m x 10m, man hat also weniger als 1m² zur Verfügung (inkl. Gepäck, welches unter der Hängematte liegen muss). Echt grauenhaft. Was das ganze leider noch schlimmer macht, ist, dass sich die Leute auch noch wie Sau benehmen, dass Ganze also wirklich zum Viehtransport degradieren. Nach dem Abendessen, das man entweder in der Kantine oder als Take-away bekommt, sind auf dem wenigen Platz zwischen den Matten überall Essensreste zu finden. So eklig! Ein Vollidiot direkt vor uns, stellt dann auch noch seine Bierbüchse auf den Boden, die natürlich bei so vielen Leuten sofort umgetreten wird. Zudem liegt er proletisch in seiner Hängematte und schmeißt Essensreste hinter sich, in der Hoffnung sie würden durchs offene Fenster in den Fluss fallen. Leider misslingt das und liegt jetzt mitten im Gang. Da sich keiner drum schert, sondern das ganze eher platt getrampelt wird, schmeißt Daniela es dann in den Fluss, um nicht die nächsten Tage durch die Siffe laufen zu müssen. 
 

Hinzu kommt noch, dass es so gut wie keine Sitzflächen an Bord gibt. Die einzigen Stühle und Tische sind in der kleinen Bar anzutreffen, die in den nächsten 4 Tagen mit 130 Dezibel dauerbeschallt wird. Erholung pur! 
 

Die nächsten Tage verbringen wir fast ausschließlich in unserer Hängematte mit Lesen, Ipod hören und schlafen. Das Ganze wird nur durch das Mittagessen unterbrochen und einem täglichen Freigang aufs Oberdeck an die einzige Stelle an der es sich aushalten läßt. 
 

Abends gehen alle wie die Hühner mit dem Sonnenuntergang schlafen, und man wird angeschnauzt, wenn man sich um 21 Uhr noch unterhält. Was die gleiche Person jedoch nicht davon abhält bei Sonnenaufgang um 5.30   Uhr das Musikhandy voll aufzureißen. Aber was soll`s, um 6 Uhr ist auch das letzte Huhn erwacht und es wird sich lautstark unterhalten. Wobei wir wieder beim Viehtransport wären. 
 

Wir fragen immer mal wieder nach einer preisreduzierten Kabine, aber die Crew läßt sich nicht dazu hinreißen, uns ein Schnäppchen zu unterbreiten. Somit paßt die Kabine nicht in unser Reisebudget und wir schlafen weiter in der Hängematte. 
 

Für Daniela ist es nachts immer besonders schlimm, wenn sich ein Leib an den anderen reiht und sich schief in seine Hängematte quetscht. Dann ist es nämlich eine Tortur sich durch die ganzen Leiber durch auf die Mädchentoilette zu drängen. Jungs ist ok, da weniger Hindernisse überwunden werden müssen!
 

So vergehen die Stunden und der letzte Tag wird noch ganz nett. Das Boot ist auf einen kleinen Seitenarm (so breit wie der Main) des Amazonas gefahren und wir fahren dicht am Urwald und kleinen Hütten vorbei. Die Bewohner kommen mit ihren Einbäumen ans Schiff gerudert und hängen sich in halsbrecherischen Aktionen mit Haken ans Schiff, um verschiedene Sachen anzubieten (Kuchen, Säfte, Reis, Hühnchen und Shrimps). Wir erstehen für 3,50 Euro einen riesigen Korb gepökelte Schrimps, die wir mit zwei Brasilianern teilen. 
 

Diesen Teil kann man echt geniessen, zudem wir uns heute zwei Stühle ergattert haben und auf der Schattenseite des Bootes sitzen und hier die Dauerbeschallung nicht zu hören ist. Zudem lernen wir Ross und Tim kennen, die unsere Leiden teilen. Da es keine kalten Getränke mehr außer Bier gibt, trinken wir schon zum Mittag Bierchen, einfach um etwas Kaltes zu haben. Ok, es gibt Schlimmeres!
 

Und abends ist große Fußballnacht angesagt. Brasilien (ich trage natürlich mein nagelneues Brasilientrikot) spielt gegen Argentinien und gewinnt 3:1 und qualifiziert sich damit für die WM 2010. Bei jedem Tor wird lautstark gefeiert, aber nach dem Abpfiff eilen die Hühner schnell auf die Stange, weil es heute schon echt spät ist (4 Stunden nach Sonnenuntergang).  

Am nächsten Morgen steht die Ankunft in Belém an. Endlich! Entsprechend aufgeregt ist die Meute und wacht ausnahmsweise schon mal eine Stunde früher auf, also um 4.30 Uhr. Glücklicherweise bin ich so müde, dass mich das nur ca. 1 Stunde wachhält, bis ich erst kurz vor der Ankunft in Belém (um 9 Uhr!) wach werde. Wir können es kaum glauben, wir haben es geschafft. 
 

Wir entgehen den Fängen der Taxifahrer, nach deren Aussage es keinen Bus gibt, und ergattern den angeblich nicht vorhandenen Bus zum Busbahnhof. Wir wollen heute abend direkt weiter nach São Luis. Tim, Australier aus Melbourne, schließt sich uns an und wir buchen uns im 20 Uhr Bus ein. Somit bleibt noch genug Zeit Belém zu erkunden. Die Stadt hat nicht viel zu bieten und ist recht runtergekommen. Somit enden wir nach kurzer Stadtbesichtigung in einem Biergarten mit billigem Bier und verbringen dort ein paar nette Stunden. Daniela und ich gehen noch etwas essen, während Tim im Biergarten bleibt, um mit zwei Brasilianerinen zu flirten, von denen er eindeutige Angebote erhalten hat. Er bereut es schon, ein Ticket zu haben. Wir treffen ihn im Bus wieder und schon verlassen wir Belém wieder und verbringen die Nacht im Bus. Uns stehen 12 Stunden Fahrt bevor.

Seit 8 Nächten die erste nicht in der Hängematte, dafür im unbequemen Bus. Da soll noch einer sagen: "Euch geht es schon gut!"
 

(Autor: Jens)