1. Mai 2009
Wir verbringen unseren letzten Morgen in Auckland mit Packen. Wir wollen noch ein paar Sachen nach Hause schicken und unser Computer geht ja auch nach Deutschland, da wir ihn nicht durch Südamerika schleppen wollen. Wir müssen uns leider schon ganz früh morgens von Damien verabschieden, da er ja auf die Arbeit muss. Später verabschieden wir uns dann leider auch von Steffi und machen uns auf in Richtung Stadtzentrum. Nach einem längeren Besuch bei der Post (wir haben viel zu verschicken), nehmen wir den Bus zum Flughafen und checken unser Gepäck ein.
Wir haben einen Flug mit Aeolineas Argentina gebucht, da dies der günstigste Flug war. Das heisst jedoch auch, dass wir zuerst nach Buenos Aires fliegen und danach nach Santiago. Der Flug nach Buenos Aires geht mit einer halben Stunde Verspätung los und der Flieger ist auch nicht so toll. Man hat keine eigenen Bildschirme im Sitz vor sich, sondern muss warten bis das allgemeine Unterhaltungsprogramm losgeht. Ich schlafe zu dieser Zeit jedoch schon, Jens schaut sich jedoch zwei Filme an. Wir sind abends um 19 Uhr in Auckland losgeflogen und sollen ebenfalls um 19 Uhr in Santiago de Chile ankommen, ebenfalls am 1. Mai.
Bis Buenos Aires läuft es auch noch ganz gut. Dort angekommen jedoch steht unser Flug mit zwei Stunden Verspätung angeschrieben. Wir warten und warten und da wir echt müde sind nach dem Flug,wechseln wir uns mit Schlafen ab. Um 19 Uhr kommt dann die Ansage, dass unser Flug gecancelt wurde. Angeblich sei Nebel in Santiago und die Flugzeuge von Aerolineas können im Nebel nicht landen, da ihnen die nötige Ausrüstung dazu fehlt. Es gibt überhaupt keine richtigen Informationen und man muss versuchen, sich eine der Mitarbeiterin von Aerolineas zu schnappen und aus ihr etwas rauszukriegen. Uns wird gesagt, dass wir in einem Hotel untergebracht werden und Essen bezahlt bekommen und dann morgen nach Santiago fliegen. Ok, kein Problem für uns. Was dann jedoch kommt, ist so unprofessionell (naja, immerhin ist Aerolineas die zweitgrößte Fluggesellschaft Südamerikas). Wir warten geschlagene drei Stunden und werden dabei durch den halben Flughafen geführt bis wir unsere Gutscheine für das Taxi, Essen und ein Hotelzimmer haben. Das ist wirklich so nervig. Dann dürfen wir nicht im Hotel essen und müssen vorher noch zur Flughafenkantine, da dort wohl das Essen für Aerolineas billiger ist. Naja, nachdem wir nun 21 Stunden unterwegs sind, ist unsere Geduld doch ein wenig strapaziert. Wir erkundigen uns bei der Fluggesellschaft, ob es irgendeine Kompensation gibt (so ein Fluggutschein wäre doch nett). Aber wir dürfen lediglich ein Formular ausfüllen, was dann angeblich ans Büro weitergegeben wird. Wir nehmen eher an, es landet irgendwann im Mülleimer oder so (die Beschwerden im Beschwerdebuch sind teilweise schon sieben Tage alt ohne dass sie im Büro gelandet sind).
Wir essen also erstmal und genießen unser erstes argentinisches Rindersteak. Sehr lecker! Das Hotel ist auch nicht schlecht, wahrscheinlich das beste, was wir in ganz Südamerika sehen werden. Leider haben wir den 8:30 Uhr Flug gewählt und werden somit das Frühstück verpassen.
(Autor: Daniela)
2. Mai 2009
Nachdem wir heute Nacht nur zwei Stunden geschlafen haben (unsere Nachbarn waren etwas laut und der Jetlag macht sich doch bemerkbar), bekommen wir um halb sechs unseren Weckruf: der Flug geht viel später und somit können wir noch das Frühstück genießen. Herrlich, denn wir haben richtig Kohldampf.
Um 10:30 Uhr geht dann endlich unser Flug nach Santiago und wir haben einen wunderschönen Blick auf die Anden. Kurz nachdem wir diese überquert haben, geht es auch schon in den Landeanflug. Der Flughafen ist total aufgeräumt und gut organisiert. Wir fahren mit dem Bus in die Stadt und finden unser Hostel, welches wirklich hübsch ist. Da wir zwar müde sind, aber uns der hiesigen Zeit anpassen wollen, beschäftigen wir uns etwas und fangen mal mit unserem Sight-Seeing-Programm an. Wir machen einen kleinen Spaziergang und schauen uns Pablo Nerudas Haus La Chasconda an. Dieses hat Pablo Neruda für seine Geliebte Matilda bauen lassen. Diese hatte recht wilde, rote Haare und La Chasconda ist eine Frau mit genau diesen Haaren. Das Haus ist wirklich schön und Pablo hat alles gesammelt und diese Sachen gibt es im Haus zu bewundern.
Anschließend suchen wir uns noch ein günstiges Restaurant und gehen dann um acht Uhr ins Bett. Wir sind todmüde.
(Autor: Daniela)
3. Mai 2009
Wir haben heute Nacht wie die Murmeltiere geschlafen und waren geschlagene 13 Stunden nicht ansprechbar. Aber jetzt ist der Jetlag wie verflogen und wir haben uns gut in die neue Zeit eingefunden. Nach einem kurzen Frühstück im Hostel wollen wir uns wenigstens noch ein Museum anschauen und entscheiden uns für das Museo Nacional de Bellas Artes. Da heute Sonnta ist, kostet das Museum noch nicht mal Eintritt. Es gibt hier Bilder und moderne Kunst zu bewundern.
Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Hostel, denn um 4:20 Uhr geht unser Flug auf die Osterinsel. Auf dem Weg zum Flughafen hat unser Bus einige Verspätung und Jens wird schon total nervös, dass wir vielleicht den Flug verpassen. Aber alles geht gut, wir kommen rechtzeitig am Flughafen an und checken bei Lan Chile ein. Der Flug ist super und Lan ist wirklich eine super Fluggesellschaft. Wir bekommen kuschelige Alpacadecken (die mit einem Bieper versehen sind, da sie wohl oft mitgenommen wurden), es gibt 44 Filme zur Auswahl (jeder Sitz hat seinen eigenen Bildschirm) und das Essen wir in Porzellanschalen mit richtigem Besteck und einem Weinglas gereicht. Wir lieben Lan.
(Autor: Daniela)
9. Mai 2009
Wir wollten eigentlich das Hostel in Santiago wechseln, um ein wenig zentraler zu wohnen, aber leider ist unser gewähltes Hostel voll. Wir rufen noch bei einem anderen an, aber das ist recht teuer. Im Endeffekt enden wir doch wieder in unserem ersten Hostel in Santiago, aber das ist ok. Was ja ganz nett da.
Abends gehen wir aus. Können wir ja nicht so oft machen, aber heute wollen wir uns mal ins Nachtleben stürzen. -Wir ziehen also noch mal los und gehen in die Calle Pio Nono. Dort gibt es viele kleine, billige Restaurants mit Plastikstühlen auf der Straße. Wir teilen uns ein Bife a la Pobre, was aber alles andere als arm ist: Pommes, zwei Spiegeleier, gebratene Zwiebeln und gegrilltes Rindfleisch. Sehr lecker! Anschließend gehen wir in die Crazy Bar und schauen ein wenig bei chilenischem Karaoke zu. Wir kennen kein einziges Lied. Ach ja, hier genießen wir auch die Spezialität von Chile und Peru: Pisco Sour. Das ist ein alkoholisches Getränk mit Zitrone. Sehr lecker, aber auch sehr potent (mir dreht sich alles heute Nacht). Wir ziehen noch ein wenig um die Häuser und kommen sogar umsonst in eine Disko rein. Denn, wie in Spanien, kommen die Frauen meist umsonst rein und die Männer muessen zahlen.
(Autor: Daniela)
10. Mai 2009
Oh je, der ein oder andere Pisco Sour hatte es echt in sich. Wir haben beide einen leichten Kater, Daniela mehr als ich. Das liegt wahrscheinlich an der Übung. Wir schaffen es noch zum Frühstück und machen uns anschließend auf den Weg in ein Museum. Eigentlich ist heute Powermuseumstag angesagt, aber der Kater macht uns echt zu schaffen. Wir geniessen den Spaziergang durch den Park Quinta Normal zum Artequin Museum. Hier ein wichtiger Hinweis für alle, die es besuchen wollen: Lasst es sein! Das Museum sieht von aussen nett aus, mach ein Foto und dann nix wie weiter. Wir sind echt total enttäuscht. Innen hängen Posterkopien von den berühmtesten Bildern der Welt. Ja, Kopien! Da kann ich auch in den nächsten Posterladen an der Konsti gehen und habe genau das gesehen, wofür ich zwar wenig, aber in diesem Fall zu viel Eintritt gezahlt habe.
Na ja, das nächste Museum ist das Museo de la Solidaridad Salvador Allende. Salvador Allende war der erste demokratisch gewählte Präsident Chiles 1971. Er gehörte der sozialistischen Partei an. 1973 kam es zu einem Militärputsch bei dem Allende am 11. September 1973 ermordet wird und General Pinochet die Macht im Land übernimmt.
Hier im Museum sind die letzten Worte des Präsidenten an sein Volk groß an die Wand geschrieben und das Museum zeigt Kunst solaridisierender Künstler, wie Miro und Picasso. Nach dem Museum wandeln wir weiter auf Allendes Spuren und besuchen sein Grab auf dem Zentralfriedhof.
Der Friedhof ist gigantisch groß und es gibt hier Gräber, die eher an kleine Paläste erinnern. Wir müssen nach dem Weg zum Grab fragen und erkundigen uns gleich noch nach dem Mahnmal für die "Verschwundenen" während der Militärherrschaft unter Pinochet. Wir fragen und werden von dem Mann erstmal gefragt, wo wir herkommen. "Deutschland!" Ab hier wird es echt skurill. Wir werden belehrt, dass wir seine Feinde sind, da er Jude ist und wir alle Juden umbringen wollen/wollten. Ah ja, Daniela und ich sind seine Feinde, weil wir ihn und seine Familie und alle anderen Jude umbringen wollen. Aber es wird noch besser. Der gleiche Typ, der uns einen Völkermord anhängen will, erklärt uns, dass es unnötig wäre, an das Mahnmal der Verschwundenen zu gehen, weil alles nur gelogen wäre. Ja nee, is klar, tausende Menschen (meist Oppositionelle) verschwinden einfach so während der Militärdiktatur Pinochets. So etwas zu behaupten wäre ungefähr so, als wenn ich ihm sagen würde: "Hey, wir sind keine Feinde, der Holocaust hat doch nie stattgefunden." Wir lassen den Vollidioten stehen und besuchen die beiden Grabstätten.
An dem Mahnmal treffen wir dann auf einen Mann, der uns erzählt, dass viele seiner Freunde auf dem Mahnmal stehen und viele weitere seiner Freunde verschwunden sind. Leider verstehen wir nicht alles, was er uns erzählt, da der chilenische Akzent echt schwierig zu verstehen ist. Es wäre aber bestimmt interessant gewesen, mehr von ihm zu erfahren.
Wir fahren zurück ins Hostel, essen, fernsehen und ab ins Bett.
(Autor: Jens)
11. Mai 2009
Dass wir so schnell wie möglich aus Santiago raus müssen, wird uns bewusst, als wir auf dem Cerro Santa Lucia, einem Park mit Aussichtspunkt mitten in der Stadt sind und die rieseige SMOG-Wolke über der Stadt sehen. Unglaublich! Ich glaube in Santiago siehst du niemals den blauen Himmel.
Wir machen uns also auf den Weg, heute so viel wie möglich zu sehen. Allerdings sind Montags alle Museen geschlossen und wir ziehen durch die Stadt. Von dem Park laufen wir auf der Alameda vorbei an der Kirche San Francisco zum Plaza de la Libertad. Von hier sehen wir das Regierungsgebäude La Moneda. Wir laufen weiter und kommen an den Plaza de Armas. Ein belebter Platz der von der Kathedrale, dem alten wunderschönen Postamt und weiteren schönen alten Gebäuden eingerahmt ist. Wir besuchen die Kathedrale, beobachten das rege Treiben auf dem Plaza und schlendern noch ein bisschen durch die Stadt und fahren wieder ins Hostel. Wir wollen ja nicht zu spät zum Pisco Sour-Abend kommen. Getränke aufs Haus, da sagen wir nicht nein. Der anfangs etwas steife Abend entwickelt sich zu einer netten Nacht, bei der wir sehr nette Leute kennenlernen.
(Autor: Jens)
26. Oktober 2009
Wir versuchen halbwegs früh aufzustehen, um nach Santiago zu fahren. Dort angekommen, rufen wir das Hostel an, in dem wir das letzte Mal gewohnt haben und es ist noch ein Platz im Dorm frei. Also fahren wir dort nach einem kleinen Abstecher zum Bahnhof hin.
Als erstes gehen wir in die Stadt, um unsere Schuhe zum Schuhmacher zu bringen. Wir hatten uns beim letzten Mal schon einen ausgesucht, dann aber nicht mehr genug Zeit gehabt. Das Futter unserer Wanderschuhe ist nämlich an der Ferse durchgescheuert und für 15 Euro für zwei paar Schuhe repariert das in Deutschland bestimmt keiner.
Dann fahren wir in den Supermarkt zum Einkaufen und gehen zurück ins Hostel, um uns Pellkartoffeln mit Quarkersatz zu kochen. Den Abend verbringen wir mit Felipe, einem Chilenen, im netten Gespräch.
(Autor: Daniela)
27. Oktober 2009
Etwas müssen wir in Chile auf jeden Fall noch erledigen: Jens braucht ein Fußball-Trikot. Wir fahren also zum Bahnhof, denn nebendran gibt es einen Klamottenmarkt und dort werden wir natürlich auch gleich fündig. Jens ersteht ein Trikot der chilenischen Nationalmannschaft und da diese sich ja auch für die WM qualifiziert hat, kann er das im nächsten Jahr auch anziehen. Die Chilenen sind darüber auch total aus dem Häuschen und träumen schon davon, den Cup zu gewinnen. Jens hat ihnen dann zu verstehen gegeben, dass wir das schon machen.
Danach schauen wir uns noch eine Santiagoer Institution an: Café con Piernas - Café mit Beinen. Felipe hatte uns gestern davon erzählt und gefragt, ob es das auch in Deutschland gäbe. Ein Café con Piernas ist ein Café, in dem echt leicht bekleidete Damen - naja, was wohl: Kaffee servieren. Unser Café hat Neonleuchtröhren außen und verspiegelte Scheiben, so dass man nicht reinschauen kann. Drinnen stehen zwei Bedienungen im Bikini und ein Mädel, dass irgendwie nur so zwei Streifen über die Brüste gezogen hat und diese um es sich bequemer zu machen, auch mal zur Seite schiebt. Wir bestellen uns Kakao und eines der Mädels bringt uns den Kakao und bleibt dann bei uns stehen, um sich mit uns zu unterhalten. Das gehört sich wohl so.
Es ist echt interessant, etwas über die Cafés con Piernas zu fragen, denn natürlich haben wir viele Fragen, die das Mädchen auch bereitwillig beantwortet. Es gibt in Santiago seit langer Zeit zig Cafés con Piernas. Der Eigentümer verdient an dem, was von den Kunden konsumiert wird und wenn ein Kunde, ein Mädchen einlädt, so bekommt sie die Hälfte des Preises für ihren Drink. Außerdem muss sie pro Tag auch noch ungefähr 2 Euro zahlen, damit sie überhaupt im Café arbeiten darf. Die Mädchen bekommen überhaupt kein Gehalt, sondern leben vom Trinkgeld. Manche strippen auch für die Kunden für Extra-Geld, aber nicht in diesem Café. Es gibt diese Etablissements mit reinem Kaffee-Verkauf oder auch mit Alkohol-Verkauf. Außerdem hat wohl mal irgendjemand versucht, so ein Café in Brasilien aufzumachen, aber das ist gescheitert: die Mädels laufen auf der Straße so herum, wie die Mädchen hier im Café, also kommt in Brasilien keiner für diesen Anblick in ein Café. Cafés con Piernas gibt es übrigens auch für Frauen, aber so eins haben wir leider nicht gefunden.
Bevor wir gehen, kommen noch ein paar Touristen rein (ist sonst eigentlich keine Touri-Attraktion, sondern wird wirklich von den chilenischen Männern genutzt). Die benehmen sich total dämlich, grabschen die Mädels an und ziehen der einen tatsächlich ihre Brustverhüllung weg. Das fand sie gar nicht so witzig und meinte, anfassen ist nicht.
Wir gehen also (natürlich geben wir ein bisschen Trinkgeld) und schlendern noch mal durch die Pio Nono, das ist eine ganz nette Straße zum Weggehen. Dann gehen wir wieder zum Hostel zurück und schauen noch zwei Filme: Zug nach Darjeeling, der uns echt gut gefallen hat und Atonement, der sich etwas in die Länge zog.
(Autor: Daniela)
28. Oktober 2009
Heute ist lediglich Schuhe abholen angesagt und den Rest des Tages hängen wir im Hostel rum, schauen fern, kochen und warten darauf, uns endlich auf den Weg zum Flughafen zu machen. Nachdem unser Flug nun bereits drei Mal verschoben wurde, fliegen wir nun um 1:25 Uhr los: auf nach Cancún ins schöne All-Inclusive-Vier-Sterne-Hotel. Urlaub machen!
(Autor: Daniela)