18. Juni 2009
Wir wollen in den Colca Canyon und da wir uns nach der günstigsten Alternative umgesehen haben, schließen wir uns einer Tour an. Das ist billiger als alles selbst zu organisieren und in diesem Fall auch bequemer.
Wir schwingen uns also um 9 Uhr (8 Uhr sollten wir abgeholt werden) in den Bus und auf gehts Richtung Colca Canyon. Wir haben uns auf schlimmstes Touriprogramm eingestellt. Eigentlich können wir Touren überhaupt nicht leiden. Und es beginnt, wie erwartet. Wir sind noch nicht aus Arequipa draussen, da machen wir einen Stop an einem Laden, an dem ca. 15 andere Busse auch schon gehalten haben und die Gäste dürfen sich nochmal für die Fahrt eindecken.
Danach geht es endlich Richtung Colca Canyon. Auf dem Weg dorthin gibt es immer wieder kurze Stopps um Lamas, Alpacas oder Vicunias zu beobachten. Komisch ist nur, dass an jedem Stopp mindestens 3 Frauen sitzen, die die obligatorischen Strickwaren mit Lamamuster verkaufen.
Bevor wir den Nationalpark erreichen, will unsere Reisebegleiterin die Parkgebühr einsammeln. Wir haben gelesen, dass es mit dem internationalen Studentenausweis nur die Hälfte kostet und wir wollen das gerne nutzen. Sie behauptet, es gäbe nur für peruanische Studenten Rabatt. Wir bestehen drauf, selbst an das Kassenhäuschen zu gehen und zu fragen. Dort angekommen, kommt es wie es kommen muss. Daniela steigt aus, stellt sich an und genau in dem Moment als sie an der Reihe ist, kommt unsere Reisebegleiterin und suggeriert der Dame am Schalter, dass es doch nur für peruanische Studenten Rabatt gäbe. Die schaut etwas verwirrt und bestätigt zögernd. Was für eine Scheiße läuft hier eigentlich. Hätte die doofe Nudel nicht dazwischengefunkt, hätten wir 100%ig den Rabatt bekommen, aber so! Wir vermuten, dass die Reiseleitung das Geld einsammelt, einen Gruppenrabatt bekommt und den Rest selbst einsteckt. So was kann ich absolut nicht leiden und bin stinkesauer. Wenn es sich hier um 50 Cent oder so handeln würde, wär mir das echt egal, aber bei 10 Euro werde ich echt wild.
Aber es läßt sich wohl nicht ändern. Zum Mittagessen sind wir an unserem heutigen Tagesziel Chivay angekommen und werden in ein Restaurant gefahren. Dort wird Buffet für 5 Euro angeboten, was für Peru total überteuert ist und wir fragen, ob es auch eine normale Speisekarte gibt. Und siehe da, zögerlich kommt sie zum Vorschein und ich bestelle mir einen Hamburger mit Pommes und Getränk für 1,50 Euro. Die bessere Wahl übrigens. Alle sind neidisch auf den Burger, weil das Buffet kalt ist und scheusslich schmeckt.
Anschließend werden wir im Hotel abgesetzt und sagen der Reiseleiterin, dass wir das Nachmittagsprogramm nicht mitmachen: Baden in den heißen Quellen von Chivay. Daniela ist noch erkältet und außerdem haben wir vorher Bilder davon gesehen und würden selbst bei bester Gesundheit dort nicht baden wollen. Vorsichtig fragt unsere Reiseleiterin, ob wir denn zum Abendessen mit Folkloreshow kommen. Klar kommen wir, aber nicht ohne vorher gegessen zu haben. Das Menü kostet nämlich auch hier wieder 5 Euro, was uns definitiv zu teuer ist. Wir gehen also gesättigt zur Show, was auch zwei andere unserer Tour gemacht haben, weil sie nichts Gutes erwartet haben. Und so ist es auch, das Essen ist teilweise kalt oder schmeckt nicht. Der Abend wird von einer "typischen peruanischen Band" begleitet. Die sind so typisch, das ich fest daran glaube, dass die 6 Leute extra für heute Abend von der Frankfurter Zeil eingeflogen wurden. Die obligatorische CD-Verkäuferin ist wohl in einer Frankfurter Ebbelwoi-Kneipe versackt und wird deshalb von einem der Bandmitglieder ersetzt.
Zu jedem dritten Lied gibt es eine folklorische Tanzeinlage zu der auch immer wieder Touristen genötigt werden mitzutanzen. Einmal endet das Ganze in einer Polonaise (echt Peruanisch), ein anderes mal wird sich auf den Boden gelegt, man stellt sich ohnmächtig, weil man die vergiftete Orange gegessen hat (Schneewittchen auf peruanisch) und wird von seinem Tanzpartner wieder wach gepeitscht. Das ist für mich der beste Teil des Abends, da eigentlich mit der Peitsche neben die am Boden liegende Person geschlagen werden soll, aber der ein oder andere Peitschenhieb trifft in die Vollen. Jetzt bin sogar ich begeistert. Allerdings reicht die Begeisterung nicht, um mir noch mehr antun zu müssen und wir beschliessen mit zwei anderen ins nächste Pub zu gehen. Das machen wir auch und um das eben Erlebte nicht in einem Trauma enden zu lassen, beschliessen wir so viel zu trinken, das wir uns am nächsten morgen nicht mehr daran erinnern können. Prost!
(Autor: Jens)
19. Juni 2009
Um 5.20 Uhr werden wir durch Türklopfen geweckt, was sich als besonders guter Service rausstellt, da meine betrunkene Ehefrau es nicht mehr geschafft hatte, den Wecker richtig zu stellen.
Eilig machen wir uns fertig, frühstücken und schon geht es los Richtung Colca Canyon. Doch bevor wir dort ankommen, dürfen wir uns eine weitere typische Tanzveranstaltung im Nachbarort anschauen. Hier tanzen die Kinder immer im Kreis um den Dorfbrunnen und zwar so lange, bis alle Touren des Tages das Spektakel fotografiert haben. Auf dem Weg zum Cruz del Condor machen wir immer wieder kurze Stopps, die mich total nerven, weil ich die Kondore sehen will und man die Stopps auch auf dem Rückweg machen könnte, da 1.000 Jahre alte Bergterrassen auch nachmittags noch da sind. Bei den Kondoren bin ich mir da nicht so sicher, da sie die Morgenthermik nutzen, um aus dem 3.400 Meter tiefen Tal aufzusteigen.
Endlich sind wir da und wir gehen sofort zur Aussichtsplattform und nach wenigen Minuten sehen wir den ersten Kondor majestätisch an uns vorbeigleiten. Toll, toll, toll und noch mal toll! Wir haben ganze 2 Stunden um diese eleganten Geier zu beobachten. Teilweise segeln sie ca. 5 Meter über unsere Köpfe. Wir sind total begeistert und wollen gar nicht mehr weg hier. Ich bin selig und jetzt können die mich noch zu 30 weiteren Stopps mit Verkaufsshow bringen. Das ist mir jetzt egal!
Allerdings hat die Reiseleitung noch einen weiteren Hammer für mich parat. Ein anderer Bus ist kaputt gegangen und sie verteilen die Fahrgäste auf alle anderen Busse. Wir haben das Pech einen Tiroler mit Ehefrau zugeteilt zu bekommen. Der Typ ist ca. 60 Jahre und ein Dummschwätzer vor dem Herren. Zudem hat er wohl schon länger nicht mehr geduscht. Glücklicherweise ist deren Bus nach dem Mittagessen wieder fit und wir den Kerl wieder los.
Das Mittagessen ist wieder ein Buffet, was uns aber zu teuer ist und wir sind mal wieder die Extrawurst mit unseren Käsesandwich, was uns Wurst ist.
Den Heimweg verpenne ich glücklicherweise, da der Fahrer wohl noch eine dringende Verabredung in Arequipa hat. Dort angekommen gehen wir erst mal richtig Essen, holen unsere Sachen und fahren an den Busbahnhof. Wir wollen nach Cuzco, allerdings ist die direkte Verbindung, wegen einer Straßenblockade gesperrt. Da wir aber auf jedenfall nach Cuzco wollen, beschließen wir die "alternative" Route über Nazca zu nehmen, was einen Umweg von 800 km oder umgerechnet 14 Stunden Busfahrt ausmacht.
Unser Reiseführer empfiehlt das Busunternehmen Cruz del Sur und preist es als das beste Unternehmen in Peru an. Das muss vor 30 Jahren gewesen sein, denn nach 10 Stunden Busfahrt sind wir uns einig, das war die schlimmste Busfahrt, die wir bisher gemacht haben. Der Bus war gefühlte 100 Jahre alt, Beinfreiheit war zu diesen Zeiten noch ein Fremdwort, der Fahrer ist geheizt, als ob er eine Qualifikation für de Formel 1 fährt und hatte wohl voll den Spaß von den 10 Stunden 4 Stunden die Innenbeleuchtung an zu lassen (bei einer Nachtfahrt). Vielen Dank! Mit Cruz del Sur fahren wir nicht mehr.
(Autor: Jens)