20. Juni 2009
Um 6.30 Uhr verlassen wir den Bus und sind froh, noch zu leben. Da es in Nazca keinen Busbahnhof gibt, sondern die Büros verstreut in einer Straße liegen, klappern wir die bereits geöffneten ab, um die Weiterfahrt nach Cuzco zu organisieren. Wir entscheiden uns für TEPSA. Da der Bus erst um 20.45 Uhr fährt nutzen wir die Zeit und wollen einen Rundflug über die weltberühmten Nazca-Linien machen. Wir lassen uns ein Taxi aufschwätzen und wollen zum Flughafen gebracht werden.
Nach ca. 5 Minuten Fahrt kommen wir an dem Büro einer Fluggesellschaft an und der Taxifahrer behauptet, das ist der Flughafen und es gäbe kein richtiges Terminal, da es ein Privatflughafen ist. Wir nehmen das so hin, da wir so etwas schon einmal in Neuseeland erlebt haben.
Wir bekommen drei verschiedene Flüge angeboten.
Budget - 20 Leute in einem Flieger, manche müssen in der Mitte sitzen (20 Minuten).
Economic - 5 Leute an Bord, allerdings werden die Linien nur von einer Seite angeflogen (30 Minuten).
Panoramic - 5 Leute an Bord, und die Linien werden von beiden Seiten angeflogen (40 Minuten).
Ok, da wir nur ein Mal hier sind und die Linien auch wirklich sehen wollen, entscheiden wir uns für den Panoramicflug. Der ist zwar der teuerste, aber was soll´s.
Nach ca. einer Stunde Wartezeit geht es im Minibus an das angeblich nicht existierende Terminal. Hier sind alle Fluggesellschaften vertretten und wir fühlen uns verarscht. Als wir bei den verschiedenen Airlines nachfragen, bekommen wir erklärt, dass alle Unternehmen die gleichen Flüge machen und zwar gibt es nur eine Art Flug, eben den Panoramicflug für den Preis vom Budgetflug. Jetzt fühlt es sich nicht nur so an, es ist sicher, dass wir verarscht wurden. Na ja, hilft ja nix!
Wir müssen noch weitere 30 Minuten auf unseren Flug warten und sehen immer wieder blasse Gesichter aus den Cessnas aussteigen. Daniela hat sich bereits mit Reisetabletten vollgestopft (drei zur Sicherheit) und schwätzt mir auch eine auf, die ich nur zögerlich nehme, weil die Dinger immer so müde machen. An dieser Stelle ein fettes Danke an Daniela, sie hat mich gerettet. DANKE!
Der Flug ist zwar recht ruhg, aber der Pilot kreist um die einzelnen Figuren und legt das Flugzeug mächtig in die Kurve und fliegt kreiselnd gen Boden. Für alle, die sich fragen, was sind die Nazcalinien eigentlich, der kulturelle Nachtrag kommt weiter unten von Daniela. Nach 30 Minuten ist der Flug vorüber und ich bin froh, die Tablette genommen zu haben. Moment, 30 Minuten? Wir haben doch aber für 40 Minuten bezahlt. Wir fragen das Pärchen, das mit uns geflogen ist, was sie bezahlt haben, und welchen Flug sie gebucht haben. Sie haben den Economicflug gebucht. Ahhh ja, und sind mit uns im Flieger. Jetzt reicht´s! Der Flug war zwar klasse, aber eben 10 Minuten zu kurz. Daniela ist auf 180 und fragt den Minibusfahrer was das soll, und wir wollen Geld zurück. Der will davon natürlich nix wissen und verweist auf das Büro, wo er uns jetzt hinfährt. Daniela geht direkt zu dem Chef und sagt ihm, dass wir Geld zurück wollen. Der stellt auf dumm und ich bin echt überwältigt, wie gut Daniela auf Spanisch motzen kann. Hut ab! Als er nach 5 Minuten fruchtloser Diskussion immer noch einen auf blöd macht platzt mir der Kragen und ich scheiße ihn auf allerbestem Deutsch an, haue einmal auf den Tisch und erwähne das Wort Polizei (das Wort ist irgendwie ein internationales "Sesam öffne Dich"). Daraufhin führt er noch 2 Telefonate, scheißt den Ticketverkäufer zusammen und gibt uns und noch zwei anderen einen Teil des Geldes zurück und sagt, wir sollen sofort verschwinden. Na also, es geht doch.
Mit einem Taxi fahren wir in die Stadt zurück und schlagen die Zeit bis zur Abfahrt mit Essen und Internet tot.
Mit 1,5 Stunden Verspätung kommt der Bus an und wir sind absolut von den Socken. Es gibt eine Stewardess, die einen an Bord begrüßt und einem Decken reicht. Der Bus ist nigelnagelneu und der erste Bus, bei dem die individuelle Lesebeleuchtung und die Lüftung funktioniert. Zudem kann ich die Beine ausstrecken, der Bus hat eine Nachtbeleuchtung, ein super Klo, Mikrowelle, DVD, es läuft Loungemusik beim Einsteigen und man wird herzlich über Bordmikro begrüßt. Aber das beste: Der Fahrer ist ein Traum und hat wohl die Order, eher gut und sicher zu fahren, als schnell und pünktlich. Traumhaft! Das ist wie Businessclass fliegen! Für morgens ist sogar Bord-Frühstück angekündigt. Für alle, die einen Bus in Peru nehmen müssen - TEPSA heißt das Unternehmen.
(Autor: Jens)
Kultureller Nachtrag von Daniela: Man ist sich heute noch nicht so ganz sicher, wofür die Nazca-Linien eigentlich angelegt wurden. Die Linien stellen verschiedene Tiere und Formen dar, es gibt z. B. einen Kolibri, einen Kondor, einen Affen, eine Spinne, einen Wal, einen Astronauten und noch weitere Formen zu bewundern. Die Linien wurden in eine Art Felsplateau eingeritzt und man kann sie nur wirklich vom Himmel aus richtig bewundern. Das führte zu verschiedenen Spekulationen, von kosmisch-astrologischer Bedeutung der Linien (nach Maria Reiche) bis hin zu Außerirdischen für die die Linien gemacht wurden (Erich von Dänicken). Andere nehmen an, dass die Linien für die Schamanen angelegt wurden, die sich berauscht haben und dann im Geiste über die Linien geflogen sind. Wie auch immer, sie sind auf jeden Fall schön anzuschauen, auch wenn wir sie uns die Figuren ein wenig größer vorgestellt haben.
(Autor: Daniela)