Wulingyuan

30. November - 1. Dezember 2007

Wir haben uns entschlossen, von Yichang einen Abstecher Richtung Süden zu machen und uns die Berggegend Wulingyuan anzuschauen. Das gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Fahrt dahin gestaltet sich Recht anstrengend, da wir eingepfercht in enge Sitze 4,5 Stunden Zug fahren. Die Sitze mögen ja genug Platz für kleine Chinesen bieten, aber für uns (vor allen Dingen Jens) sind sie die Hölle. Wir können unsere Beine kaum noch bewegen am Ende und außerdem tut uns der Po weh, da es nur Hartsitzklasse gab und die Sitze sind, wie der Name verspricht, hart. Wir kommen gegen Abend an und haben keine Ahnung, wo sich unser vorgebuchtes Hostel befindet. Wir zeigen die Adresse dem Taxifahrer und er meint, er wüsste, wo das ist. Wir fahren fast eine Stunde mit dem Taxi hin, größtenteils durch dichten Wald und es ist kein Ort in Sicht. Man muss dazu sagen, dass es Zhangzhiajie Stadt und Zhangzhiajie Dorf gibt und wir wissen nicht genau, wo sich das Hostel befindet. In der Beschreibung stand eigentlich "Stadt". Wir kommen endlich im Dorf an und unser Taxifahrer kurvt rum und sucht. Offensichtlich weiss er doch nicht so genau, wo das ist. Er fragt mehrere Leute und jeder schickt uns in eine andere Richtung. Wir beschliessen, uns ins Best Western Hotel fahren zu lassen, da dort die Chancen am größten sind, dass uns jemand versteht. Dies ist auch so. Ein Hotelangestellter meint, er kenne das Hostel und ruft uns einen Taxifahrer, der uns hinbringen soll. Dieser findet es wieder nicht. Wir haben noch eine andere Option aus dem Reiseführer. Eine Viertelstunde zuvor meinte der Obermanager des Hotels, dass das andere Hotel nur fünf Minuten entfernt wäre, jetzt meint ein anderer Angestellter, es wäre 40 Minuten entfernt und er könne uns ein anderes vorschlagen. Da wir mittlerweile ziemlich müde sind und unser Taxifahrer auch keine große Hilfe war, nehmen wir das Angebot an. Wir bekommen ein Zimmer in einem anderen Hotel. Der Taxifahrer hatte, obwohl wir darauf bestanden haben, das Taximeter nicht angestellt und will jetzt 40 Yuan haben. Wir geben ihm nach einigem hin und her 10 Yuan und das ist noch zu viel. Er ist sauer und zieht ab.

Das Hotelzimmer ist wirklich kalt und heizt sich die ganze Nacht nicht auf. Am nächsten Morgen wollen wir ein anderes Zimmer und der Concierge will uns mehr berechnen. Nein, mehr zahlen wollen wir nicht. Also bekommen wir das Zimmer obendrüber und können, wenn wir aus dem Naturpark zurückkommen, einziehen.

Da wir nicht wissen, wie weit der Park ist, beschliessen wir, ein Taxi zu nehmen. Jens setzt sich vorne hin und macht, nachdem der Fahrer keine Anstalten macht, das Taximeter einfach selbst an. Das passt ihm wohl nicht und er fährt noch einen Umweg, damit wenigstens ein bisschen was aufs Taximeter kommt. Unehrliches Pack, die Taxifahrer hier.

Am Park angekommen, erwartet uns die nächste unangenehme Überraschung, der Eintrittspreis hat sich, zu dem in unserem Reiseführer genannten, fast verdoppelt. Da wir ja nur dafür hergekommen sind, zahlen wir den Eintritt zähneknirschend. Wir fahren noch ein Stückchen mit dem Bus und steigen aus, als alle anderen in dem Bus aussteigen. Wir folgen der Gruppe Chinesen und schauen, welche Route die Reiseleiterin ihnen auf der Schautafel erklärt. Ok, die machen wir auch. Unglücklicherweise haben wir uns wohl der chinesischen Olympiamannschaft bei ihrem Konditionstraining angeschlossen.

Wir laufen eine kleine Steigung hoch und unsere Sorgen, dass wir uns verlaufen könnten, werden gleich zerstreut. Erstens sind hier so viele Leute, dass man einfach irgendjemandem hinterhertapsen kann und zweitens gibt es sehr gut ausgebaute Wege (alle mit Betonplatten ausgelegt). Von Einsamkeit ist hier nicht die Rede.

Nachdem dem kurzen Stück bergauf kommen wir zu einige Stufen, die wir beginnen hochzusteigen. Komisch alle kommen uns entgegen, es läuft wirklich niemand in die gleiche Richtung wie wir. Nachdem wir uns eine Ewigkeit keuchend hochgeschleppt haben und von unzähligen Chinesen mit "Hello" oder "Welcome to China" begrüßt worden sind, spricht uns ein Chinese auf Englisch an und meint, wir hätten erst circa ein Viertel des Weges hinter uns. Nein, das kann nicht sein, es sieht so aus als wäre der Berg da vorne gleich zu Ende, der will uns bestimmt nur verarschen. Wir laufen weiter und es nimmt einfach kein Ende. Immer mehr Treppen kommen. Dann scheinen wir nach 480 überwundenen Höhenmetern endlich oben zu sein. Unsere Freude ist unbändig.

Wir machen Fotos und freuen uns. Dann gehen wir weiter, beginnen den Abstieg auf der anderen Seite und biegen um einen Felsen. Nein! Es geht weiter bergauf. Immer weiter. Das demoralisiert uns ziemich, aber wir haben es jetzt schon so weit geschafft, somit wollen wir den Rest des Berges auch noch bezwingen. Die unzähligen Angebote der Sänftenträger schlagen wir aus und laufen tapfer weiter.

Nach 5,5 Stunden, 6000 Stufen und 714 überwundenen Höhenmetern sind wir endlich oben. Und da habe ich mich früher immer beschwert, bei Neckermann in den vierten Stock hochzulaufen. Ich hoffe, ich muss nie wieder in meinem Leben so viele Stufen laufen.

Vor lauter Jammern habe ich vergessen zu schreiben, dass wir unterwegs immer wieder mit grandiosen Ausblicken auf Wälder von Felsspitzen belohnt wurden und die Vielfalt an Bäumen ( mit 550 verschiedenen Baumarten doppelt so viele, wie in ganz Europa) und anderen Gewächsen die Mühe wert war. Ok, die hätten wir auch gesehen, wenn wir in die andere Richtung gelaufen wären. Wir haben sogar die beliebteste Zimmerpflanze, den Ficus benjamini, in freier Wildbahn gesehen und haben schon überlegt, ob wir unseren hier aussetzen, da er so zerfleddert aussieht und hier sind sie einfach grün.

I'm a moviestar

Unterwegs haben wir auf verschiedenen Aussichtsterrassen halt gemacht und die Chinesen waren ganz wild darauf mit uns Fotos zu machen. Wir waren wohl die einzigen Weissen auf dem Berg und ein Kanadier chinesischer Herkunft meinte zu uns "you guys are like movie stars". Ein bisschen so haben wir uns auch gefühlt. Ok, Autogramme wollte keiner.

Da wir uns beim besten Willen nicht vorstellen können, wieder runterzulaufen, nehmen wir die Seilbahn auf der anderen Seite des Berges, wohin ein Bus fährt. Die umgekehrte Variante machen eigentlich alle: mit der Seilbahn HOCH und die Treppen RUNTER.

Unten angekommen sehen wir, dass hier die Disziplin Wildwasserkanu der Olympiade 2008 ausgetragen wird. Es gibt einen künstlichen Kanal, der von einem Staudamm aus geflutet werden kann.

Wir wollen ein Taxi zum Hotel zurücknehmen, aber kein Taxifahrer möchte das Taxameter anstellen. Frechheit, nur Abzocke hier. Wir sind stur und laufen. Nach heute kann uns so ein wenig geradeaus laufen nicht schocken. Es stellt sich heraus, dass das Hotel gar nicht so weit weg ist (der Taxifahrer heute morgen war ja einen Umweg gefahren).

Auf dem Weg zum Hotel kommen wir an einigen Garküchen vorbei, aber das verlockende Angebot kann uns nicht überzeugen. Davor sitzen Hühner, Enten, Meerschweinchen, Ochsenfrösche, Schildkröten und irgendwas kleines Pelziges, was sich verzweifelt in seinem Fressnapf zu verkriechen versucht, in Käfigen. Zugegeben, frisch ist das Essen schon, aber irgendwie wollen wir unser Essen doch nicht persönlich mit Fell oder Federn kennen, bevor es auf dem Teller landet. So ein unpersönliches Stück Fleisch ist uns da lieber und wir gehen in ein Restaurant.

Unser neues Zimmer ist auch nicht viel besser, da liegen noch die Sonnenblumenschalen vom Vorgänger rum und es ist eisig kalt. Wir beschweren und wieder und bekommen von der Dame an der Rezeption ein neues Zimmer. Da sie kein Englisch kann, ist sie recht nervös und gibt uns ein normales Zimmer (unseres war etwas abgelegen und wir nehmen an, dass das so ein Notzimmer war und da wir "nur" 30 Euro pro Nacht zahlen, wollten sie und wohl nicht die normalen Zimmer geben). Dieses kostet eigentlich 380 Euro pro Nacht. Womit dieser horrende Preis gerechtfertigt ist, wissen wir nicht, aber wir zahlen nur 30 Euro. Alles in diesem Kaff ist irgendwie teuer. Die abgelegene Lage und die wenigen Ausweichmöglichkeiten werden hier voll ausgenutzt.

(Autor: Daniela)


Gorilla betet den Mond an

2. Dezember 2007

Da unser Ticket für zwei Tage Nationalpark gilt, wollen wir dies natürlich ausnutzen und stehen früh auf und gehen los. Heute fahren wir zu einem leichten Spaziergangsstück, so ein Gewaltmarsch wie gestern wäre heute wirklich nicht drin. Obwohl wir erstaunlich wenig Muskelkater haben, wir hätten es beide schlimmer erwartet. Wir fahren mit dem höchsten Glaspanoramaaufzug der Welt (368 Meter hoch) auf den Berg hinauf, ein deutsches Fabrikat. Oben angekommen fahren wir wieder ein kleines Stück mit dem Bus und laufen dann einen Rundwanderweg mit einigen spektakulären Aussichten. Die Felsformationen haben alle Namen, aber oft ist es sehr schwer zu erkennnen, welche Felsen jetzt was darstellen sollen. Wir erkennen lediglich zwei Formationen, eine Schildkröte, die in den Himmel schaut und einen Gorilla, der den Mond anbetet.

Wir und unser Herzschloss

Wir kommen an eine natürliche Brücke, die den Felsen mit einer abgebrochenen Felsspitze verbindet. Der Ausblick ist wirklich spektakulär. Chinesische Paare haben an die Brücke kleine Schlösser in Herzform mit Inschriften als Zeichen ewiger Liebe gehängt. Wir lassen uns eines der Schlösser gravieren und hängen es auf.

Anschließend machen wir uns langsam auf den Rückweg und fahren wieder mit dem Panoramaaufzug nach unten. Wir haben auch gar keine Wahl, da es weder Stufen noch einen festen Weg gibt.

Natuerliche Bruecke

Dann fahren wir mit dem Bus nach Zhangziajie Stadt zurück und übernachten in einem Hotel, da unser Zug am nächsten Morgen relativ früh geht. Wir haben festgestellt, dass wir leider nur die Berechtigung erworben haben mit dem Zug zu fahren, aber keinen Sitzplatzanspruch haben. Hoffentlich bekommen wir einen Platz, denn sonst heißt es fast fünf Stunden stehen.

(Autor: Daniela)