24. Mai 2009
Da das Klo im Hotel total verstopft ist (wirklich ekelhaft), sind wir froh, dass wir heute Morgen weiterfahren. Es geht nach Potosi. Dazu müssen wir sechs Stunden Busfahrt hinter uns bringen. Die Landschaft, welche es aus dem Fenster zu bewundern gab, ist wirklich schön, wir fahren durch Canyons, an Flüssen entlang und sehen immer mal wieder kleine Bauernhäuser und Lamas. Häufige Toilettenstops sind unbekannt in Bolivien (an Bord gibt es so einen Luxus natürlich auch nicht) und somit gibt es genau einen Stopp nach drei Stunden. Als ich eine Dame frage, wo denn nun die Toilette ist, sagt sie mit einem Gesicht, ob gerade jemand gestorben ist, "No hay". Gibt keine! Ok, falsche Scham ist hier fehl am Platz, wir schlagen uns in die Hügel und erledigen mehr oder weniger öffentlich unser Geschäft (es halten drei Busse gleichzeitig, da gibt es wenig Privatssphäre). Kerstin, wäre Bolivien nichts für Dich :-)? Der Stopp dient gleichzeitig zum Mittagessen und wir bestellen und Hühnchen mit Reis und Nudeln. Dann kommt aber der Kellner mit einem Teller, den niemand will und wir beschließen spontan zu tauschen: statt Hühnchen gibt es nun Lama. Das schmeckt echt ganz lecker, wobei wahrscheinlich ein Filet besser ist als das knochige Ding, was wir auf dem Teller haben.
Unser Bus kommt pünktlich in Potosi an und wir nehmen einTaxi zum Hostel. Potosi liegt auf über 4.000 Metern und ich bin immer noch ein wenig atemlos. Wir hatten ein Hostel vorgebucht (per Telefon) und als wir ankommen, findet natürlich keiner unsere Reservierung. Klappt ja hervorragend. Ist aber nicht so schlimm, da noch zwei Betten im Dorm frei sind.
Unsere erste Handlung ist DUSCHEN. Da ja leider die versprochene Dusche während der Tour ausgefallen ist (oder nur mit kaltem Wasser möglich gewesen wäre) und das Bad in unserer Unterkunft in Uyuni eklig war, haben wir es bitter nötig. Wir sind so staubig.
Nachdem wir frisch duftend aus der Dusche kommen, gehen wir erst mal in die Stadt einen Geldautomaten suchen. Hier finden wir auch einen (sogar gleich beim 2. Anlauf), der funktioniert und decken uns gleich mal mit ein paar Bolivianos ein. Da heute Sonntag ist, scheinen die meisten Restaurants geschlossen, aber wir finden noch ein kleines Restaurant, was wohl vorwiegend auf die einheimische Bevölkerung abzielt und somit günstig ist. Wir lassen uns ein paar sehr leckere Hamburger schmecken.
(Autor: Daniela)
25. Mai 2009
Heute machen wir unsere Tour durch das nächste Weltkulturerbe: die Stadt Potosi und ihre Minen haben nämlich diesen Status. Wir stehen früh auf, da es nämlich nur bis um 9 Uhr Frühstück gibt. Außerdem wollen wir unsere Wäsche abgeben, da wir so gut wie nichts sauberes zum Anziehen haben. Uns trifft fast der Schlag: 15 Euro fürs Waschen! Aber es hilft ja nichts. Leider gibt es hier keine Waschsalons, wo man das ganze selbst in die Maschine stecken kann, sondern nur Waschservice.
Nachdem die Wäsche also abgeben ist, ziehen wir kreuz und quer durch die Stadt. Potosi ist wirklich sehr hübsch und es gibt an jeder Ecke alte Kolonialbauten und unzählige alte Kirchen. Nachdem wir die meisten Kirchen abgeklappert haben, gehen wir ins Museo Convento de Santa Teresa. Jens ziert sich erst ein bisschen, aber ich kann ihn dann doch überreden (entweder kommst du mit oder wartest draußen, ich gehe auf jeden Fall). Im Nachhinein hat es ihm auch echt gut gefallen, er war wohl nur ein bisschen durch die letzten Museumsführungen traumatisiert: Tisch aus französischem Holz, Stuhl aus spanischem Holz ... also nicht sehr informativ. Um das Konvent zu sehen, muss man eine 1,5 stündige Führung mitmachen, die auf Spanisch ist.
Wir lernen sehr interessante Dinge über das Klosterleben zur Kolonialzeit. Normalerweise wurde die zweitgeborene Tochter der Adligen mit 15 Jahren ins Kloster gegeben. Sie wurde in ihr bestes Kleid gesteckt und ihre Eltern haben sie im Konvent abgegeben. Dann wurde sie von der Mutter Oberin umgezogen und die Haare wurden abgeschnitten. Sobald das Mädchen das Kloster betreten hatte, schloß sich die Tür hinter ihr und sie durfte nie wieder in die Welt hinaus. Außerdem hat sie ein Schweigegelübde abgelegt, das jeweils nur für zwei Stunden am Tag unterbrochen wurde, nämlich je eine Stunde nach dem Mittagessen und eine Stunde nach dem Abendessen, wenn sich die Nonnen im Arbeitszimmer zusammengefunden haben, um Handarbeiten zu erledigen. Dann durften sie miteinander reden. Sie durften auch nicht bei den Gottesdiensten im gleichen Raum wie die Adligen sitzen, sondern haben in einem Extra-Raum, vor der Welt verborgen, der Messe gelauscht. Jede Familie, die ihr Kind ins Kloster gegeben hat, musste eine Mitgift in Höhe von 2.000 Pesos mitgeben. Dies konnte in Form von Goldbarren, Porzellan, Figuren oder Bildern sein. Aus diesem Grund hat das Kloster unglaubliche Reichtümer, die heute im Klostermuseum (welches die ersten beiden Höfe des Klosters einnimmt) ausgestellt werden. Zur damaligen Zeit wurden die Geschenke jedoch in einem Lagerraum verstaut und blieben dort für Jahrhunderte.
Im Kloster gibt es sehr viele Heiligenfiguren und eine Marienfigur wurde zur damaligen Zeit alle zwei Wochen neu eingekleidet (die Schwestern haben die Kleider im Arbeitszimmer angefertigt) und man hat hunderte Kleiderkisten mit Kleidern der Marienfigur gefunden. Diese sind auch wirklich gut erhalten (das Klima hier ist sehr trocken und kühl) und werden zum Teil im Museum ausgestellt. In einem anderen Raum gibt es eine Krippe, die von einer reichen Familie in Potosi in neuerer Zeit gestiftet wurde. Die Krippe blinkt und leuchtet und drumherum befinden sich zig kleine Figuren und Spielzeuge und Stofftiere. Die Führerin erklärt uns, dass es in Potosi Brauch ist, jedes Jahr zu Weihnachten seinem Jesuskind etwas Neues zu schenken. Sie selbst schenkt ihrem Jesuskind in der Krippe jedes Jahr etwas neues zum Anziehen und manchmal auch ein Spielzeug.
Das Kloster hat natürlich auch sein Wunder und zwar ist der Körper, der verstorbenen Gründerin Santa Teresa noch vollständig erhalten (das Kloster wurde im 16. Jahrhundert gegründet), ohne das sie konserviert wurde oder sonst irgendwie präpariert wurde. Der Körper liegt aber in einer Holzkiste und es bedarf einer besonderen Genehmigung der Mutter Oberin, um diese zu öffnen.
Das Kloster ist auch heute noch in Betrieb, die Nonnen haben sich in den 3. Patio zurückgezogen, da die ersten beiden nun zum Museum gehören. Sie gehen dort nur hin, wenn das Museum geschlossen ist und keine Touristen da sind. Selbst heutzutage leben die Nonnen noch sehr zurückgezogen und verlassen das Kloster nur, um auf dem Markt etwas einzukaufen oder zum Arzt zu gehen. Das Schweigegelübde besteht auch noch zum größten Teil und sie sprechen nur, wenn sie im Arbeitsraum arbeiten. Ansonsten schreibt die Mutter Oberin Anweisungen auf kleine Zettelchen. Das Kloster nimmt seit seinem Bestehen nur maximal 21 Schwestern auf. Heutzutage müssen die Anwärterinnen mindestens 17 sein und die Schule beendet haben. Aktuell ist die jüngste Nonne 27 Jahre alt. Ach ja, heutzutage wird natürlich nicht mehr die Zweitgeborene ins Kloster gegeben, sondern die Nonnen gehen aus Berufung ins Kloster.
Die Führung war wirklich gut und Jens ist auch begeistert. Anschließend laufen wir noch ein wenig durch die Straßen, fotografieren alte Kirchen und Gassen und haben dann Hunger. Wir beschließen nochmals das Hamburger-Restaurant von gestern Abend aufzusuchen: 80 Eurocent für einen Hamburger sind wirklich unschlagbar und außerdem geht es uns nach dem gestrigen Hamburger heute noch gut.
Nachdem wir noch ein wenig durch die Gassen geschlendert sind, suchen wir den Markt auf, um Shampoo und Duschgel zu kaufen. Shampoo ist kein Problem, Duschgel dagegen schon. Ich glaube, hier waschen sich alle mit Seife und wir finden nur drei Duschgels: das erste riecht scheußlich, das zweite soll 18 Dollar! kosten (die Verkäuferin blättert in irgendeinem Duty Free-Katalog und zeigt uns, dass es eigentlich 31 Dollar kostet und das ist ja auch eine Superqualität) und das dritte ist eine riesige Nachfüllpackung in einem Plastiksack. Naja, Shampoo wird auch weiterhin als Duschgel herhalten können.
Anschließend gehen wir zurück zum Hostel, denn wir wollen nachher noch zur Kathedrale, aber mittags hat hier alles geschlossen. Es herrscht strickte Siesta, obwohl es hier nicht wirklich heiß ist.
Ach ja, ich hatte ja erwähnt, dass in Potosi auch die Minen zum Weltkulturerbe zählen, aber leider lassen wir diese aus. Es ist darin supereng, heiß, stickig und ich bin kein Fan von so geschlossenen Räumen.
(Autor: Daniela)