29. Mai 2009
Nach einer recht grauenhaften Busfahrt (wir hatten zwar superviel Platz und auch Sitze, die man wirklich weit zurückklappen konnte, aber der Großteil der Straße war ungeteert und es hat uns dementsprechend durchgeschüttelt, so dass wir nicht wirklich gut schlafen konnten), kommen wir um 4:30 Uhr in Samaipata an und der Busfahrer lässt uns natürlich nicht, wie besprochen, an der Mautstation raus, sondern mitten im Ort. Wir müssen den ganzen Weg zurücklaufen (mit Gepäck), was bestimmt gefühlte 5 Kilometer sind. Und das mitten in der Nacht, man sieht kaum etwas und es ist recht schlammig, da es wohl gerade gerednet hatte. Wir konnten bei der Ankunft aber glücklicherweise einen Blick in Nines Reiseführer werfen und wissen somit, zumindest, wo unsere nächste Unterkunft, das Landhaus, liegt. Wir kommen mitten in der Nacht an und werden von einer völlig übermüdeten Bolivianerin empfangen und bekommen kurz unser Zimmer gezeigt. Wir fallen völlig übermüdet ins Bett undschlafen erst mal bis 12 Uhr. Dann essen wir unser Stück Kuchen zum Frühstück und schlendern mal durchs Dorf.
Auf der Hauptstrasse hören wir schräge Töne, die aus einem Gebäude mit der Aufschrift "Escuela de Musica" kommt, die hiesige Musikschule probt. Wir erfahren auch bald warum, denn eine Frau erzählt uns, das die Region Samaipata ihren 391. Geburtstag feiert und am nächsten Morgen eine große Parade stattfindet. Heute Abend würde auch schon in der Plaza gefeiert werden.
Anschließend gehen wir uns Museum, welches einen Film über die Fuerte de Samaipata (eine präkolumbinische Festung, die, Überraschung, Weltkulturerbe ist) zeigt und verschiedene Ausgrabungsstücke von der Festung ausstellt. Das Museum dauert nicht lange und wir beschließen, eine Kleinigkeit essen zu gehen und verbringen den ganzen Nachmittag in einem Cafe und lesen National Geographic Zeitschriften.
Am Abend essen wir im Landhaus, es gibt deutsche Küche. Das Restaurant, so wie unsere Unterkunft, wird von deutschen geführt. Wir fargen uns, was einen bewegt, hierher zu ziehen und ein Business zu eröffnen. Die deutsche Besitzerin ist allerdings so ungesprächig, dass sich keine Gelegenheit ergibt, diese Frage zu stellen. Das Essen ist scheußlich, es gibt Rippchen und Kartoffeln in der Mikrowelle! Aufgewärmt. Bäh. Naja, wir halten uns ins Zukunft lieber an die lokale Küche, bzw. Hamburger, was beides echt lecker ist.
Danach gehen wir ins Dorf und wollen mal schauen, ob schon gefeiert wird. Leider besteht die Vorfeier aus ausgedehnten Vorführungen der Musikschule, die alle mehr oder weniger schief spielen. Es gibt weder etwas zu essen noch zu trinken und somit kommt nicht wirklich Partystimmung auf. Wir treffen wieder auf Nine (die auch aus Frankfurt kommt) und Daniel aus Israel und landen wieder in dem Cafe vom Nachmittag. Ich versuche den hiesigen Psco Sour, aber der wird hier zusätzlich zum Pisco, Zitrone und Zucker noch mit Eiweiß zubereitet und das ist irgendwie komisch.
Nachdem hier nicht mehr viel passiert gehen wir nach Hause. Vielleicht wird das eigentliche Dorffest morgen ja besser.
(Autor: Daniela)
30. Mai 2009
Nach der "wilden" Nacht auf der Plaza stehen wir um 8.30 Uhr auf, um die Parade um 9 Uhr nicht zu verpassen. Hätten wir nur ausgeschlafen! Die Parade ist - äähhhmmm - na ja, nicht so toll. Aber da wir jetzt schon wach sind, wollen wir schnell zu "El Fuerte", das ist der größte beschlagene Steinmonolith der Welt und gleichzeitig Unesco Weltkulturerbe. Wir finden einen Taxifahrer, der die Parade auch nicht sehen will, da er Besorgungen für die große Fiesta am Abend machen muss. Ahh, große Fiesta, das hört sich doch gut an. Er fährt uns schnell zu El Fuerte und er holt uns um 13 Uhr wieder ab. Alles klar!
El Fuerte (die Festung) ist ein riesiger Bergrücken, der von einer Art Vor-Inkas steinmetzmäßig bearbeitet wurde. Der Brocken ist 30 Meter breit und 200 Meter lang. Allerdings weiß bis heute keiner für was diese Stätte benutzt wurde. Ist ja auch egal - sieht auf jeden Fall beeindruckend aus. Wir wandern gemütlich um den Bergrücken und sind frühzeitig an der ausgemachten Abholstelle. Wir kommen mit einem Mann ins Gespräch, der sich als Prof. Juan Fernando M. vorstellt und gerade eine Einladung zu einer Unseco-Konferenz für Rockart (Steinkunst) in Südafrika übersetzt. Es ist ein nettes Gespräch, bei dem herauskommt, dass sein Ur-Opa Präsident von Bolivien war. Wir tauschen Adressen und laden ihn nach Deutschland ein.
Anschließend geht es zurück ins Hotel, denn wir wollen uns für die große Fiesta ausruhen.
Gegen Abend ziehen wir in die Stadt und als wir die Plaza erreichen, die mit Buden gespickt sein soll, sind wir enttäuscht. Hier geht nix ab. Keine einzige Bude - nix! Wir gehen ins nächste Restaurant, essen abend und erhalten den Tipp im hiesigen Stadion vorbeizuschauen. Dort angekommen, sind wir überrascht. Irgendwas passiert hier oder soll hier passieren. Wir finden raus, dass in wenigen Minuten die "Miss Samaipata-Wahl" stattfinden soll. Hier? Hier ist zwar eine Tribüne auf der ein paar Leute rumsitzen, aber ansonsten ist hier - nix! Wir gehen zurück zum Restaurant und genehmigen uns ein Getränk und schauen 1 Stunde später wieder vorbei. Und die Bolivianer überraschen einen immer wieder. Wo vor einer Stunde noch nix war, sind jetzt 3-4 Büdchen, die essen und trinken verkaufen. Auf dem Feld stehen ein paar Boxen, es läuft Musik und es gibt einen Jurytisch. Es gibt sogar Glühwein - lecker! Wir freunden uns (unfreiwillig) mit dem besoffensten Bolivaner im Rund an und sind froh, als er nach einer halben Stunde und 1,5 Flaschen Rotwein selbständig den Heimweg antritt. Wir schauen uns den Rest der Miss-Wahl an. Es gibt sogar Feuerwerk (drei Raketen). Dann ist uns zu kalt, denn von großer Fiesta ist auch heute Abend nix zu spüren. Wir versuchen noch die drei Discos, aber alleine in einer Dorfdisko ist echt kein Spaß. Nach dieser anstrengenden "Fiesta" gehen wir nach Hause und sind uns einig, dass wir hier nicht tot über'm Zaun hängen wollen, wenn das die wildeste Nacht im Jahr ist.
(Autor: Jens)