Kupferschluchtbahn

16. Januar 2010

Wir kommen morgens in Chihuahua an und stellen fest, dass es hier eine Stunde früher ist. Das ist blöd, da wir somit einen späteren Bus hätten nehmen können. Naja, somit sitzen wir hier noch eine Stunde rum und warten auf den Bus nach Creel. Dieser fährt auch pünktlich und nachdem wir ein wenig geschlafen haben, unterhält uns noch ein lustiger Zeichentrickfilm, in dem Eier (und ein Speck) die Hauptrolle spielen. Den Film muss ich mir unbedingt besorgen.

In Creel angekommen, haben wir noch Zeit für ein Frühstück bevor der Zug pünktlich um 11:15 Uhr in den Bahnhof gerollt kommt. Wir haben in jedem Reiseführer gelesen, dass der Zug fast immer Verspätung hat und man aus diesem Grund besser von der Küste in die Berge fährt, da man so die besten Ausblicke nicht verpasst und andersherum könnte es durch die vielen Verspätungen durchaus sein, dass man das beste im Dunkeln passiert. Wir machen genau die Richtung von der eigentlich abgeraten wird.


Blick über die Kupferschlucht

Wir steigen also in den pünktlichen Zug, suchen uns einen guten Platz und fangen an die Fahrt zu genießen. Die Kupferschluchtbahn geht über 640 Kilometer von Chihuahua bis nach Los Mochis und ist ein technisches Meisterwerk. Das raue Terrain hat die Erbauer vor schier unlösbare Probleme gestellt und heute windet sich der Zug in vielen Spitzkehren, durch ewig viele Tunnel und über 1.000 Höhenmeter ausgleichend bis an die Küste. Außerdem streift man das Gebiet der Kupferschlucht und damit hat die Bahn ihren Namen "Kupferschluchtbahn" erhalten.

Der erste Teil ab Creel geht erst mal durch Wälder und ist zwar hübsch, aber noch nicht spektakulär. Es gibt nach über einer Stunde einen Halt in Divisadero, wo es einen Aussichtspunkt gibt, von dem man einen wunderbaren Blick über die Kupferschlucht hat. Diesen kann man circa 20 Minuten genießen und dann fährt die Bahn weiter. Am Zug verkaufen natürlich viele Frauen der Raramuri allerlei Kleinigkeiten. Dieser Stamm hat es lange geschafft von den Spaniern unbehelligt zu bleiben, sie haben sich nämlich einfach in die unwegsamen Schluchten zurückgezogen. Heute ist dieser Stamm einer der ärmsten in ganz Mexiko und wir kaufen zur Unterstützung ein paar geflochtene Bast-Souvenirkörbchen (für 1 Euro das Stück, da sieht man wie wenig die Frauen verdienen für Handarbeit).


Die Fahrt geht weiter und dann wird es erst so richtig spektakulär. Der Zug fährt manchmal in den Berg rein und kommt genau unter der Stelle, wo man reingefahren ist, wieder raus. Das heißt, er hat im Berg eine 180 Grad-Wende gemacht. Die Ausblicke auf den Canyon sind auch wundervoll und wir bekommen gar nicht genug vom Fotoagrafieren.

Am Ende als wir die Berge hinter uns haben, bekommen wir zum Abschluß noch ein herrliches Flußpanorama und einen atemberaubenden, blutroten Sonnenuntergang geboten. Einfach herrlich.

Wir kommen abends in Los Mochis an und in Ermangelung öffentlichen Transports müssen wir eben ein völlig überteuertes Taxi nehmen. Die Abzocke hier nervt echt ein bisschen. Dann will der Taxifahrer uns auch noch ein Hotelzimmer aufschwatzen, da das Hotel aus unserem Reiseführer angeblich zu hat. Wir lassen uns trotzdem hinbringen und es hat tatsächlich zu. Naja, um die Ecke soll laut dem Reiseführer noch eins sein. Dieses gibt es auch, aber es ist ein echt widerliches Stundenhotel: total schmuddelig, nebenan ist der Puff und es stehen Stundenpreise auf einer Tafel an der Rezeption. Neee, hier nicht. Wir laufen noch ein wenig weiter und finden dann ein nettes Hotel. Der Nachtportier ist echt gut drauf und macht die ganze Zeit Witzchen. Zum Abendessen "genießen" wir noch schnell ein paar Tacos.

(Autor: Daniela)


17. Januar 2010

Wir schlafen ein wenig aus und machen uns dann auf den Weg ins Internetcafé, um den Sonntag ein wenig zum Telefonieren zu nutzen. Nachdem wir dies auch ausgiebig gemacht haben, machen wir uns auf zum Busbahnhof und fahren nach Guaymas, von wo aus morgen eine Fähre nach Santa Rosalia in Baja California gehen soll.

Wir kommen erst spät abends in Guaymas an und fahren somit nur noch schnell zu einer Hospedaje und fallen nach einem kleinen Snack müde ins Bett.

(Autor: Daniela)


18. Januar 2010

Guaymas ist ein staubiges, verlassenes Hafenstädtchen und da wir so schnell wie möglich wieder hier verschwinden wollen, stehen wir extra früh auf, um zum Fähranleger zu gehen und ein Ticket für die Überfahrt heute Nacht zu erstehen. Da der Anleger nicht mehr auf unserem Stadtplan drauf ist, laufen wir mal in die angegebene Richtung am Wasser entlang, aber nachdem es hier recht unbelebt aussieht und es auch keine Schilder gibt, fragen wir einfach mal jemanden. Hmmmm, meist kann man sich ja die Luft zum Atmen sparen, wenn man in Mittel- oder Südamerika jemanden nach irgendwas fragt. So auch diesmal bei den ersten zwei Personen. Die erste hat keine Ahnung, tut dies aber ausnahmsweise mal Kund (hier sagt nie mal jemand einfach, dass er es nicht weiß, sondern es wird immer mit völliger Überzeugung irgendwas gefaselt). Die zweite Person erzählt uns, dass wir wieder in die Richtung müssten, wo wir hergekommen sind, weil da auch die Fähre ankommt und da dann bestimmt auch der Fähranleger ist. Wir sind nicht wirklich überzeugt und fragen noch eine dritte Person: die sagt uns dann endlich verlässlich, wo der Fähranleger ist. Wir können echt nicht verstehen, dass die Leute das hier nicht wissen. Das Kaff ist so klein. Das wäre, als würde jemand in Selbold fragen, wo der Bahnhof ist und keiner der Einwohner weiß es!

Die Eile zum Fähranleger zu kommen war völlig übertrieben, denn vor uns auf der Liste steht nur ein weiterer Passagier. Wir kaufen also das Ticket und fahren mit dem Bus zurück in die Stadt zum Frühstücken. Dann verbringen wir den Nachmittag mit Wäsche waschen und noch ein wenig Internet und schon können wir uns auch schon zum Anleger aufmachen.


Das Terminal hat definitiv schon seine besten Zeiten gesehen, es ist total dreckig und runtergekommen hier und in der Damentoilette gibt es noch nicht mal elektrisches Licht (zum Glück haben wir unsere Stirnlampen dabei). Wir sollten um 18 Uhr hier sein. Wieso ist uns aber völlig schleierhaft, denn um 19:30 Uhr geht das Boarding erst los und vorher passiert rein gar nichts. Bevor wir unser Gepäck an Bord schleppen dürfen, wird es erst mal ausgiebig von Militärhunden abgeschnüffelt.

Die Fähre kann einige Autos aufnehmen und ungefähr 150 Passagiere. Heute Abend sind aber nur 25 Leute da und somit können wir uns schön quer über die Sitze legen und lang machen. Da ja nicht genug Platz ist, muss sich ein Mexikaner ausgerechnet vor mich setzen, mir seinen blöden Sitz beim Zurückmachen ins Gesicht knallen und dann lautstark anfangen, zu schnarchen. Toll! Mir ist eh kotzübel als ich davon aufwache (als er mir den Sitz ins Gesicht schmeißt), da das Boot zwar nicht extrem viel, aber recht beständig hin- und herschaukelt. Ich habe zwar schon zwei Reisetabletten genommen, scheue aber auch vor einer dritten nicht zurück. Die setzt mich so außer Gefecht, dass Jens mich richtig wachrütteln muss, als wir im Hafen einlaufen. Er ist schon eine Weile wach und recht genervt, da die Familie vor uns schon seit einiger Zeit Riesenrabatz macht. Das Konzept "Rücksicht auf andere nehmen" gibt es hier einfach nicht. Ich bin wach, also mach ich jetzt auch so viel Lärm, wie ich will, mir doch egal, ob noch irgendwer schlafen will. ICH BIN JA WACH.

Wir werden bei Ankunft noch mal von Hunden abgeschnüffelt und unser Pass wird kontrolliert und dann sitzen wir auch schon im Bus nach Mulegé.

(Autor: Daniela)