6. Juli 2009
Heute hätte eigentlich ein ganz besonderer Tag sein sollen: mein 100. Weltkulturerbe. Der Tag fängt auch ganz gut an, wir nehmen morgens früh um 8 den Bus von Huaraz nach Chavin und kommen fast pünktlich nach 3,5 Stunden in Chavin an. Hier gibt es das Huaraz de Chavin, eine Ansammlung alter Gräber und Ruinen, die Weltkulturerbe sind. Chavin selbst ist ein wirklich niedliches, kleines Dorf in der Cordillera Blanca und wir laufen zu den Ruinen, die fast im Dorf liegen. Auf dem Weg spricht uns jemand an, dass die Ruinen geschlossen sind. Wir schauen ihn völlig ungläubig an und er meint, dass er mit seiner Frau und einem Guide ebenfalls extra aus Huaraz gekommen ist, um die Ruinen zu sehen. Wir laufen noch das letzte Stückchen zu den Ruinen und tatsächlich geschlossen: das gibt es doch nicht! Wie sich später herausstellt, sind die Ruinen jeden Montag geschlossen. Diese Neuregelung gibt es seit einem Monat. Na klasse, wir sind gerade 3,5 Stunden mit dem Bus gefahren, um vor geschlossener Tür zu stehen. Und das hätte ausgerechnet auch noch mein 100. Weltkulturerbe werden sollen! Wir sind soooo enttäuscht.
Der Guide der Franzosen versucht den Direktor der Stätte zu erreichen, bekommt wenigstens den Vizepräsidenten an den Aparat: trotzdem ist nichts zu machen. Wir gehen also wieder ohne die Ruinen wirklich gesehen zu haben (ein wenig über den Zaun kann man sehen). Eigentlich könnten wir ja eine Nacht hierbleiben und uns die Ruinen morgen früh anschauen und dann wieder zurück nach Huaraz fahren. Aber für mindestens die nächsten zwei Tage sind Generalstreiks und Straßenblockaden angesagt. Das kann sich aber auch mehr als zwei Tage ziehen und so lange hier festsitzen wollen wir auf keinen Fall.
Da unser Bus erst irgendwann zwischen 17 und 19 Uhr kommen soll und wir keine Lust haben, so lange zu warten, rufen wir bei der Busgesellschaft an und fragen, ob wir das Ticket auf einen anderen Tag verschieben können (wir wollen nämlich auf jeden Fall noch einen zweiten Versuch starten, Chavin zu besichtigen) und nehmen ein Colectivo zurück. Das ist auch schon um halb fünf in Huaraz und wir ziehen völlig ausgehungert in unsere Lieblingspizzeria "El Horno".
(Autor: Daniela)
10. Juli 2009
Heute ist es aber endlich so weit: der Streik ist zu Ende und ich sehe endlich mein 100. Weltkulturerbe. Wir fahren wieder in aller Frühe nach Chavin (diesmal braucht der Bus doch tatsächlich 1,5 Stunden weniger - keine Ahnung, wie er das macht). Dort angekommen, gehen wir direkt zu den Ruinen und sind schon ein wenig besorgt: beim Vorbeifahren haben wir keine Menschenseele in dem Komplex gesehen. Aber Aufatmen ist angesagt: die Ruinen haben geöffnet. Wir erstehen also unsere Eintrittstickets und los geht es.
Chavin de Huantar war ein Tempelfort und wurde ungefähr 800 vor Christus errichtet. Es steht noch recht viel und die Anlage ist in gutem Zustand. Somit kann man einen riesigen Platz mit dem eigentlichen Tempelfort dahinter bewundern. Eines der Highlights ist aber der Zugang zu den unteriridischen Bauten der Chavin. Man kann durch verschiedene Gänge und Labyrinthe laufen und es ist wirklich sehr beeindruckend, wie viel nach all dieser Zeit noch steht (die Decken und Wände sind in tadellosem Zustand). Außerdem gibt es einen Steinpfeiler zu bewundern, in den die höchste Gottheit der Chavin geritzt ist. Wenn man den Gang zu dem Pfeiler entlanggeht, fühlt man sich wirklich wie Indiana Jones im Tempel des Todes. Aufregend!
Wir essen unser Mittagessen in einer der billigen Restaurants mit Menü, in dem auch die Straßenarbeiter essen. Ist ganz lecker. Dann wollen wir eigentlich ein Colectivo (ein Sammeltaxi) oder den Bus, je nachdem was früher kommt, nach Huaraz nehmen. Aber da heute Freitag ist und hier viele Leute von weither arbeiten, ist die Haltestelle recht gut gefüllt und die Colectivos nehmen unverschämte Preise. Wir beschließen auf den Bus zu warten, aber nach einiger Zeit hält ein Pickup an und bietet an Leute nach Huaraz mitzunehmen. Ein peruanisches Mädel und wir springen rein und schon geht es los. Auf der Fahrt unterhalte ich mich sehr gut mit der Peruanerin und unser Fahrer streitet sich die ganze Zeit lautstark mit seiner Frau. Dann werden wir auch noch von der Polizei angehalten und da wir die Sicherheitsgurte hinten nicht gefunden hatten, sind wir alle unangeschnallt. Uiii, ob das wohl teuer wird? Wir haben keine Ahnung, denn der Fahrer will nicht mehr Geld von uns als vereinbart.
Wieder in Huaraz schlafen wir erst noch zwei Stündchen und dann geht es ab zum Feiern! Was? Natürlich mein 100. Weltkulturerbe. Ich darf mir aussuchen, wohin wir zum Abendessen gehen und ich wähle die Creperie. Nicht, dass wir nicht schon genug Crepes in Australien gegessen haben, aber ich habe darauf Lust. Unser Essen ist auch wirklich lecker und wir stoßen mit einem Glas Wein an. Danach gehen wir noch ins Rock Pub und trinken ein bisschen was. Die Musik ist gut und wir haben viel Spaß.
Da wir jedoch morgen früh wieder aufstehen müssen, gehen wir um 1 Uhr dann doch nach Hause und packen schon mal ein wenig unsere Sachen, denn morgen Abend geht es weiter nach Trujillo.
(Autor: Daniela)