Pantanal

Roter Ara

28. September 2009 

Wir kommen morgens um kurz nach 10 in Campo Grande an und werden natürlich gleich am Bahnhof von allen möglichen Touragenturen und Schleppern abgefangen. Eigentlich wollten wir erst morgen ins Pantanal fahren, aber wir gehen mit in ein Tourbüro und lassen uns breitschlagen schon heute zu fahren. So hätten wir eine Nacht länger, die wir sonst nicht hätten (im Nachhinein erfahren wir, dass das gar nicht stimmt, wir hätten die gleiche Anzahl Nächte, wenn wir morgen erst gefahren wären - alles Halsabschneider hier). Bevor es losgeht, schauen wir noch mal schnell bei der Post vorbei und erfahren, dass unser Päckchen aus Manaus erst am 6. Oktober! ankommt. Na klasse, da wollten wir schon in Paraguay sein. Unsere Tour ins Pantanal geht nur bis zum 1. September und Campo Grande ist wirklich nicht sehr spannend. Keine Ahnung, was wir jetzt damit machen.
 

Bald geht es auch schon los und wir fahren die nächsten Stunden mit einem Auto über den Highway durchs Pantanal zu der Farm auf der wir die nächsten Tage verbringen werden. Das Auto setzt uns an einer Kreuzung ab und dann geht es noch mal eine halbe Stunde mit dem offenen Truck ins Innere und dann sind wir auch schon da. Im Moment ist es hier echt kalt (bis vor zwei Tagen war es noch 40 Grad warm und jetzt ist Pulli-Wetter) und wir sind froh, dass wir nicht das Campen gewählt haben.
 

Die Fahrt und die Ankunft auf der Farm fangen schon mal gut an. Wir sehen zwei Pantanal-Rehe, die wohl recht selten sein sollen. Auf die Farm kommt immer ein roter Ara, den wir auch gleich sehen. Die alte Frau, die hier wohnt, ist die einzige, die ihn anfassen darf und sie schleppt ihn auch gleich am Schwanz durch die Gegend. Probiert das nicht zu Hause, dann könnte Euch nämlich ein Finger fehlen. Danach sehen wir noch ein paar kleine, grüne Papageien und zwei Blaustirnamazonen, sowie Woddy Woodpecker, den Specht aus dem Cartoon.
 

Das fängt ja auf jeden Fall super an und wir hoffen, hier ganz viele Tiere zu sehen. Das Pantanal ist ein riesiges Gebiet, welches von über 175 Flüssen durchzogen wird und es ist voll von Vögeln und Säugetieren und man hat hier wohl die besten Chancen eine Großkatze zu sehen.
 

Unsere Gruppe besteht aus zwei Irinnen (Michelle und Margot), einem Dänen (Sören) und uns beiden und es ist ein netter Haufen.
 

(Autor: Daniela)


Tukan

29. September 2009 

Heute morgen startet unsere erste Aktivität: ein Buschwalk. Wir stehen also um halb sieben auf, frühstücken und um halb acht geht es dann los. Leider ist es heute relativ kühl und somit sind nicht sehr viele Tiere aktiv. Wir laufen 2,5 Stunden durch den Busch und kleine Palmwäldchen und sehen lediglich ein paar wenige Vögel und eine kleine Brüllaffen-Familie. Leider sind die Äffchen sehr hoch im Baum und man kann sie nicht so richtig sehen.
 

Als wir zurück zur Farm kommen, sehen wir das Wahrzeichen des Pantanals: einen Jabiru. Das ist ein riesiger Storch, der weiß ist und einen dunklen Kopf mit rot hat. Dann gibt es schon gleich das nächste Highlight: blaue Aras. Ich wußte gar nicht, dass es blaue Aras gibt, bisher kannte ich nur die roten und die gelb-blauen. Die ganz blauen gibt es wohl nur im Pantanal und sie waren vor 10 Jahren fast ausgestorben, da sie nur die Früchte eines bestimmten Baums fressen und der durch die Rinder, welche hier in Massen gezüchtet werden, oft gefressen wird. Jetzt hat man aber viel gemacht, dass die Bäume erhalten bleiben und somit gibt es wieder mehr blaue Aras.
 

Während wir herumsitzen und auf das Mittagessen warten, lässt sich auch noch ein Tucan blicken. Er lässt sich ganz brav mit Papaya füttern und somit können wir wunderschöne Fotos schießen. Das alles entschädigt uns für die wenigen Tiere auf dem Walk von heute morgen.


Dann gibt es Mittagessen, welches wirklich sehr, sehr lecker ist. Und wir sind völlig ausgehungert. Nach dem Mittagessen quatschen wir noch ein wenig mit einer Deutschen, die mit einem Brasilianer verheiratet ist und auf ein Mal kommt einer der Guides hereingelaufen und meint, dass der Hybrid hier wäre. Der was? Wir erfahren bald worum es sich handelt. Es gibt drei verschiedene Ara-Arten im Pantanal: den roten, den blauen und den gelben Ara. Dies sind drei völlig unterschiedliche Arten, die sich nicht miteinander vermischen. Hier hat sich jedoch der rote Ara (der hier auf der Farm ansässig ist) mit einer gelben Ara-Dame eingelassen und der "Hybrid" ist das Ergebnis dieser Liebesbeziehung. Es gibt wohl nur drei Aras dieser Art und es ist eine wirkliche Besonderheit so einen zu sehen. Und dieser hier ist wunderschön. Er ist orange mit blau, grün, gelb und rot. 

Am Nachmittag machen wir eine Bootstour auf dem hiesigen Fluss. Im Moment ist Niedrigwasser und am Anfang laufen wir ein wenig auf Grund, aber dann geht's. Wir sehen unendlich viele Caymane (sogar ein paar winzige Babys) und ganz viele Wasserschweine. Die sind echt so süß. Außerdem sehen wir natürlich viele Vögel, darunter einen weißen Heron, Ibisse und zwei verschiedene Arten Kingfisher.
 

Als wir zurückkommen, gibt es wieder ein leckeres Abendessen und  danach haben wir uns noch ein wenig ans Lagerfeuer gesetzt. Dies wurde noch durch Michelle an der Geige untermalt  und mit gutem Willen konnte man auch erkennen, was es sein sollte :-). Sie hat aber auch gerade erst angefangen zu lernen und dafür war sie echt schon gut.
 

(Autor: Daniela)


30. September 2009 

Heute gehen wir morgens reiten. Wir sind insgesamt eine Truppe von acht und werden auf mehr oder weniger brave Gäule gesetzt und schon geht es im Trott durch die Büsche. Jens' Pferd ist recht eigen und möchte immer als ester laufen, sobald ihn ein anderes Pferd überholt, versucht er es zu beißen und als ich versuche, mein Pferd (welches übrigens außerordentlich brav ist) neben seines zu lenken, weigert es sich strikt. Wahrscheinlich hat Jens' garstiges Pferd schon mehrmals mein armes, braves Pferdchen gebissen. Naja, wie der Herr so das Gescherr.
 

Der Ritt ist recht ereignislos, wir sehen außer ein paar Wasserschweinen und neun Pferden kein anderes Tier. Danach dürfen wir noch ein wenig ausruhen, bekommen Mittagessen und um 14 Uhr geht es dann auf Fotosafari.
 

Wir fahren mit dem Truck über die Estrada Central do Parque und unser Guide sitzt vorne auf dem Dach und versucht Tiere zu sehen. Was ihm auch gelingt. Wir sehen wieder hunderte von Caymane, ein paar Riesenotter, Wasserschweine, Nasenbären und eine Wasserfall-Schlange. Auf der Rückfahrt kommt dann die Nachtsafari, da es dunkel wird. Wir halten dann an einem See an und leuchten darauf herum und werden von tausenden Augen angeschaut - Caymane. Das sieht wunderschön aus - wie ein Sternenmeer. Dann sehen wir noch einen Fuchs und ein Gürteltier.
 

Nach dem heutigen Tag sind wir alle total müde und fallen direkt nach dem Abendessen ins Bett.
 

(Autor: Daniela)


Ein Meer von Alligatoren

1. Oktober 2009 

Heute ist unser letzter Tag auf der Fazenda Santa Clara und wir gehen zum Piranha-Fischen. Wir stellen uns an den nahegelegenen Fluss und halten die Angelrute rein. Leider beißen die Fische heute nicht so gut. Jens fängt aber zumindest einen Piranha (diese Sorte kann man aber leider nicht essen) und noch einen weiteren Fisch. Ich habe nur einen Cayman am Haken, den ich wieder loswerden muss (die dürfen wir nicht grillen). Jens macht das Fischen richtig Spaß und ich muss ihn irgendwann mal loseisen, da wir packen gehen müssen.
 

Nach dem Mittagessen fahren wir wieder die 6 Stunden zurück nach Campo Grande und auf dem Rückweg sehen wir noch einen Ameisenbär - leider nur einen toten.
 

Wieder in Campo Grande gehen wir zum Hotel, was uns der Tourveranstalter versprochen hatte. Leider keine Reservierung. Hmmm, nach einigem Telefonieren ist dann doch klar, dass wir ein Zimmer auf Tourveranstalter-Kosten beziehen können. Wir gehen noch mit Margot (Michelle ist weiter nach Bolivien gefahren) essen und dann geht es ab in die Heia.
 

(Autor: Daniela)


2. Oktober 2009 

Heute Morgen versuchen wir es mal wieder bei der Post. Das Päckchen, was meine Mama aus Deutschland nach Manaus geschickt hat und was wir uns nach Campo Grande haben nachschicken lassen, ist leider immer noch nicht da. Wir versuchen dem Postbeamten zu erklären, dass wir heute Brasilien verlassen und nicht mehr zurückkommen. Er ruft im Postverteilzentrum an und wir sollen uns bei einem Francisco melden. Wir laufen also ins Verteilzentrum und es ist eine Francisca bei der wir vorstellig werden. Sie und ein weiterer Mitarbeiter sind extrem hilfsbereit, sie können unser Päckchen zwar nicht im Computer finden, aber der Postbeamte lässt sich das Päckchen beschreiben und geht doch tatsächlich die ganzen Berge Post durchsuchen (Manaus hat nämlich gerade gestreikt und da ist extrem viel Post aufgelaufen). Das sollte man mal im Postverteilzentrum in Frankfurt versuchen (Campo Grande ist auch eine 600.000 Einwohner Stadt)! Und er kommt sogar nach noch nicht mal 15 Minuten mit unserem Päckchen zurück. Da ist die Freude groß! Vor allen Dingen bei Jens, denn im Päckchen wartet eine Überraschung auf ihn: ein neuer Scarf, denn seinen alten hat er in Bolivien vergessen. Wählen können wirjetzt natürlich leider nicht mehr gehen, da es zu spät ist.
 

Anschließend gehen wir noch mal bei der Touragentur vorbei und beschweren uns. Erst mal haben viel mehr Aktivitäten für das Pantanal auf unserer Quittung gestanden als wir wirklich gemacht haben und dann haben wir auch noch 60 Reais mehr als die anderen in der Tour bezahlt. Gil sieht das zum Glück auch recht schnell ein und wir bekommen die 60 Reais zurück.
 

Dann kaufen wir uns noch schnell ein Busticket und dann geht es auch schon los in Richtung Ponta Pora an der Grenze zu Paraguay. Da wollen wir nämlich heute noch hin.
 

Die ganze Busfahrt über sind wir recht nervös, da die brasilianische Policia Federal nur bis 17:30 Uhr aufhat und am Wochenende ganz geschlossen hat und wir brauchen von denen einen Ausreisestempel. Heute ist Freitag! Wir kommen um 17:25 Uhr in Ponta Pora an und nehmen dann einen Bus, der uns eigentlich zur Policia Federal bringen soll. Da die Brasilianer aber die wunderbare Gabe haben, NIE richtig zuzuhören, lassen sie uns in der Nähe der paraguayanischen Einreisebehörde raus. Die geben uns aber natürlich nicht den Einreisestempel, weil wir erst den brasilianischen Ausreisestempel brauchen. Und die Policia Federal ist ziemlich weit von hier. Wir stellen uns also wieder an die Straße und warten auf einen Bus. Im Moment ist es schon ziemlich dunkel und wir stehen hier in einer komischen Gegend - es kommt weder ein Bus noch ein Taxi.
 

Dann hält auf ein Mal ein junger Mann an und fragt, ob wir ein Problem hätten und ob er uns irgendwohin fahren könnte. Wir sind erst mal nicht sicher, was wir machen sollen, erzählen dann aber doch das wir einen brasilianischen Ausreisestempel brauchen. Er meint, wir sollen ins Auto springen und er fährt uns zur Policia Federal. Wir zögern kurz, aber steigen dann doch ein. Unser Retter heißt Oskar und wir unterhalten uns sehr nett mit ihm. Wir können den diensthabenden Polizisten rausklingeln und er gibt uns netterweise schnell einen Ausreisestempel. Danach fährt uns Oscar zurück zur paraguayanischen Einreise, wartet bis wir den Stempel haben und setzt uns am Busbahnhof ab. Leider muss er jetzt arbeiten, denn sonst hätten wir uns wenigstens mit einem Abendessen revanchieren können. Das war sooooo nett von ihm, wir sind echt beeindruckt.
 

Wir kaufen uns ein Ticket nach Ciudad del Este (auch in Paraguay), gehen noch was essen und genießen dann die Fahrt im paraguayanischen Nachtbus: erst kreischt ein kleines Kind stundenlang und dann hustet der alte Mann hinter mir noch die ganze Zeit in meinen Nacken, total eklig.
 

(Autor: Daniela)