Trujillo

Chan Chan

12. Juli 2009 

Nach einer grauenhaften Nacht im Bus (wir hatten viel Platz und der Bus war echt bequem, aber der Fahrer hatte es wohl besonders eilig und ich bin mehrmals zum Schwanken des Buses oder zu starkem Bremsen aufgewacht) kommen wir pünktlich um 7 Uhr morgens in Trujillo an. Wir hatten uns eigentlich gedacht, dass wir zum ersten zentral gelegenen und günstigen Hotel in Trujillo fahren, welches unser Reiseführer empfiehlt. Leider scheinen die Preise immer rapide anzusteigen, sobald so ein Hotel im Reiseführer steht, denn günstig ist es nicht mehr. Nachdem wir fast zwei Stunden in Trujillo herumgelaufen sind und nach einem Hotel gesucht haben, stellen wir fest, Trujillo ist echt teuer. Somit rufen wir bei einem Hostel an, welches ein wenig weiter draußen ist und finden ein günstiges Zimmer. Als wir dort ankommen, stellt sich heraus, dass der Preis pro Person ist (was absolut ungewöhnlich ist in Peru) und Jens ist kurz davor richtig sauer zu werden. Das merkt Clara, die Hostelbesitzerin, wohl und zaubert auf ein Mal doch noch ein billiges Zimmer her. Da wir eh nur eine Nacht bleiben wollen, ist das für uns völlig ok. Die nächste Überraschung ist mal wieder das Duschen. Es dauert ewig bis heißes Wasser kommt und dann ist es so wenig, dass ich meine Haare doch mit eiskaltem Wasser waschen muss. Ich weiß gar nicht, wie oft wir in letzer Zeit kalt geduscht haben, aber langsam nervt es uns beide gehörig.
 

Dann machen wir uns auf in die Stadt zur Touristeninfo. Wir wollen den archäologischen Komplex Chan Chán besuchen, der direkt vor den Toren Trujillos liegt. Unser Reiseführer warnt eingehend davor, sich selbständig dahin zu begeben, denn die letzten vier Kilometer, die man laufen muss, seien extrem gefährlich und selbst im Komplex seien schon Überfälle verübt worden. Wir wollen einfach mal bei der Touristeninformation nachfragen, ob sich da was geändert hat. Die nette und sehr kompetente Dame erklärt uns, dass es überhaupt kein Problem mit der Sicherheit gibt, es steht immer ein Polizeiauto an der Stelle, wo der Microbus anhält und zwei Polizisten schauen, wer da entlangkommt. Wir entscheiden uns also mit dem Bus zu fahren, da das wesentlich günstiger ist als mit einer Tour. Wir finden den Bus auch sofort und werden an der richtigen Stelle rausgelassen. Da steht auch, wie versprochen, das Polizeiauto und wir versichern uns noch mal bei den Polizisten, ob der Weg auch sicher ist. Ist er! Die angekündigten 4 Kilometer sind auch eher nur 1 Kilometer und in Chan Chán selbst ist so viel los, dass wir uns fragen, wie es da wohl zu Überfällen kommen könnte.
 

Chan Chán ist die größte Adobestadt (Adobe heißt, dass die Stadt aus Lehm gebaut ist) der Welt und man sieht auf dem Weg zu der Haupstruktur sehr viele Lehmhügel, die mal Teil der Stadt waren, aber durch Regen fast komplett zerstört wurden. Man kann heute einen Komplex mit Palast, Tempeln und zeremoniellen Plätzen besuchen. Dieser Teil der Lehmstadt wurde auch wieder sehr gut restauriert und man kann Figuren, die in die Lehmwände geschnitzt wurden bewundern. Viele Wände wurden wie ein Fischnetz gestaltet und dazu wurden Tiere in den Lehm geritzt. Chan Chán war wahrscheinlich die Hauptstadt der Chimbu-Kultur. Ach ja, außerdem - Tatataaaaa -  ist Chan Chán unser 50. Weltkulturerbe auf der Weltreise!


Chan Chan

Anschließend fahren wir mit dem Bus zur Huaca de la Luna und Huaca del Sol. Das sind zwei riesige Pyramiden aus der Moche-Zeit (die Moche haben vor den Chimbu in der Region gelebt und die Chimbu-Kultur hat sich aus der Moche-Kultur entwickelt). Die Huaca del Sol kann man nicht besuchen, da noch keine Ausgrabungen gemacht wurden und alles noch geschlossen ist (das Geld fehlt), aber die Huaca de la Luna wurde schon ausgegraben (und daran wird immer noch gearbeitet) und man kann vieles der Struktur erkennen. Die Huaca de la Luna ist eine Pyramide, die dadurch entstanden ist, dass nachdem ungefähr alle 100 Jahre die Herrschaft gewechselt hat, jeder neue Herrscher einfach eine Art Kasten über die alte Struktur gesetzt hat und diese damit völlig in sich begraben hat. Es wurde nichts zerstört, aber jede neue Schicht hat die alte völlig abgedeckt und wurde ein Stockwerk höher gebaut.  

In der Pyramide wurden früher Menschenopfer dargebracht. Man kann dies daran erkennen, dass verschiedene, unbegrabene (lediglich verscharrte) Skelette gefunden wurden und diese auf verschiedene Weise mutiliert wurden (enthauptet, Glieder abgeschlagen, stranguliert, etc.). Aus Wandmalereien und Töpfereiverzierungen kann man entnehmen, dass junge Männer zwischen 15 und 35 gegeneinander gekämpft haben und der Verlierer wurde als Menschenopfer ausgewählt. Priesterinnen haben das Opfer vorbereitet und das Blut wurde nach dem Tod dem Hauptpriester in einem Kelch überreicht. Man vermutet, dass dieser das Blut getrunken hat. Hört sich ziemlich grausam an, aber die Pyramide ist trotzdem sehr beeindruckend. Auf einer Seite haben Grabräuber ein riesiges Loch in die Struktur geschlagen (in den unteren Niveaus lagen nämlich auch Gräber) und da kann man sehr schön die unterliegenden Strukturen erkennen. Die Nordwand, welche früher den Eingang enthielt und vor der auch ein Zeremonienplatz liegt, ist von außen wunderschön mit Friesen und Wandmalereien dekoriert. Jedes Level hat ein anderes Thema und es ist einfach beeindruckend, dass die Farben nach so langer Zeit noch so gut erhalten sind.

Anschließend nehmen wir wieder einen Microbus und steigen unterwegs im Restaurant Daniela aus. Da müssen wir natürlich hin. Das Restaurant ist nicht so hübsch, aber sehr günstig. Ich esse ein Ceviche für 10 Sol und Jens probiert mal Zicklein. Wieder in Trujillo kaufen wir uns Bustickets nach Chachapoya und laufen zurück zu unserem Hostel. 

Dort angekommen, fragt mich die Hostelbesitzerin, ob ich sie nicht mal für eine halbe Stunde vertreten könne, da sie was einkaufen müsse. Ich soll nur Leute reinlassen, die mit einem Koffer oder Rucksack davor stehen. Meine Frage, ob hier noch andere Leute wohnen, die vielleicht ohne Rucksack davorstehen könnten, verneint sie. In der Zwischenzeit kommt noch eine Kandadierin, die sie selbst eincheckt und dann ist sie auch schon verschwunden.
 

Nach einiger Zeit klingelt es und es stehen Leute ohne Rucksack oder Koffer davor. Da sie aber trotzdem wie Touristen aussehen, lasse ich sie mal rein. Die beiden wohnen schon seit drei Tagen hier und gestern haben sie den Vertretungsdienst für die Hostelbesitzerin gemacht: sie ward bis zum Morgengrauen nicht mehr gesehen. So lange will ich nicht warten, aber da wir uns so nett mit dem belgisch-französischen Pärchen unterhalten, geht die Zeit wie im Flug um und irgendwann taucht auch wieder Clara die Hostelbesitzerin auf und wir gehen ins Bett. 

(Autor: Daniela)


Trujillo

13. Juli 2009 

Da unser Bus schon heute Nachmittag um Viertel vor vier fährt, wollen wir uns noch morgens Trujillo anschauen. Die Stadt ist eine Kolonialstadt und wurde uns von vielen Peruanern angepriesen, sie sei ähnlich wie Arequipa. Aber uns hat Arequipa wesentlich besser gefallen, was vielleicht auch daran liegen kann, dass sich hier eine fette, graue Wolkendecke beharrlich über der Stadt hält. Nachdem wir ein Truthahnsandwich zum Frühstück verzehrt haben, laufen wir zum Plaza de Armas, der von wunderschönen, bunt angemalten Kolonialhäusern umgeben ist und natürlich steht auch die obligatorische Kathedrale auf einer Seite. Danach laufen wir noch durch die Gassen, schauen uns verschiedene alte Häuser an (die meisten von außen) und dann besuchen wir noch zwei Museen: das Spielzeugmuseum und das Museo Archeologico.
 

Unser Reiseführer empfiehlt ein Restaurant, das "Parnasillo", welches gleichzeitig eine Restaurantfachschule ist. Wir beschließen das mal auszuprobieren und es hat sich gelohnt. Der Service ist wirklich genial (die Kellnerin hat sogar die ganze Zeit die eine Hand hinter dem Rücken), es gibt Vorspeisen-, Hauptspeisen- und Nachttischbesteck und wir zahlen nur € 2,50 pro Dreigängemenü inklusive frischem Apfelsaft. Danach setzen wir uns noch in angrenzende Bar und trinken den leckersten Kaffee seit langem. Wow, schade, dass wir heute schon weiterfahren.
 

Wir müssen uns dann auch zum Busbahnhof aufmachen. Vorher holen wir noch unsere Sachen im Hostel und sind dann pünktlich bei unserem heutigen Transportunternehmen Movil Tours. Die Busfahrt soll so ungefähr 14 Stunden dauern und es geht durch superkurviges Gelände. Glücklicherweise bin ich diesmal so müde, dass ich fast gar nichts von der Fahrt mitkriege und tief und fest schlafe.
 

(Autor: Daniela)