Grenze zu Ecuador

An der Bruecke zwischen Ecuador und Peru

17. Juli 2009 

Alles klar, heute beginnt unsere 2-tägige Reise in Richtung Ecuador. Das ganze dauert so lange, weil wir tausend Mal umsteigen müssen und es keinen durchgängigen Busservice gibt. Wir holen uns noch Verpflegung beim Bäcker und dann gehen wir zu dem Abfahrtsort für Colectivos. Wir sitzen um 9 Uhr im Sammeltaxi und warten bis noch 2 Mitfahrer kommen. Um 10 Uhr geht´s dann auch schon los. Was auch höchste Zeit wurde, da auf der Strecke nach Bagua Grande eine Baustelle ist und die ist nur von 12 Uhr bis 12.20 Uhr passierbar und dann erst wieder um 18 Uhr. Verschiedenen Aussagen zufolge braucht man 2 Stunden bis zur Baustelle. 
 

Wir hoffen, wir erwischen einen guten Fahrer, aber das ist so wahrscheinlich wie im Lotto zu gewinnen.
Herzlich willkommen zur Ziehung der Lottozahlen (die Fahrt geht los). Heute sind 2 Millionen im Jackpot und die Ziehung erfolgt unter notarieller Aufsicht (unser Fahrer drängelt sich noch langsam durch die Innenstadt unter teilweiser Aufsicht von einigen Polizisten). Die erste Zahl ist die 10 (nach 10 Minuten verlassen wir die Stadt. Jetzt gehts richtig los). Die weiteren Zahlen sind die 4, 20, 30 und 35 (4 Passagiere, 20 km/h Höchstgeschwindigkeit, 4 mal 20 gleich 80 km/h auch in den Kurven. Daniela betet in den ersten 30 Minuten 35 mal das Vater Unser). Die letzte Zahl ist die 45 (Lautstärke des Radios). Und die Zusatzzahl ist die 1 (Ok, wir haben den Jackpot nicht gewonnen. Nach 1 Stunde sind wir an der Baustelle.).   

Wir warten an der Baustelle mit 30 anderen Fahrzeugen. Als die Baustelle aufgemacht wird, gleicht das ganze einem Start bei der Formel Eins. Wir erwischen einen fulminanten Start und arbeiten uns direkt von Platz 15 auf Platz 4 vor. Der Rest ist Formsache. Unser Fahrer überholt die restlichen Fahrzeuge und jagt wie vom Teufel verfolgt durch die 20 km lange Baustelle. Dabei überfährt er fast einen Bauarbeiter, der noch eine Streckenblockade am wegräumen ist. Daniela hat schon blutrote Hände, vom Festkrallen am Deckengriff (Anschnallen kann man sich hinten nicht). Als wir endlich ankommen, überprüfen wir erstmal ob wir wirklich noch leben. 
 

Wir steigen direkt in ein weiteres Colectivo, was uns nach Jaen bringen soll. Hinten sitzen schon 3 Leute und somit setzen wir uns beide auf den Beifahrersitz (gängige Praxis in Peru, um mehr Leute zu transportieren). Die Fahrt geht zum Glück nur 1 Stunde, doch das reicht, um festzustellen, dass ein Lottogewinn wahrscheinlicher ist. Der Fahrer ist auch geistesgestört und fährt entsprechend. Als wir mit 100 km/h in einer Kurve überholt werden, ist der Stolz des Fahrers verletzt, aber ca. 2 Minuten später ist das Kräfteverhältnis wieder zurechtgerückt. Nach ca. einer halben Stunde kommen wir durch ein Kaff und unserer Fahrer wird eigentlich von der Polizei zurückgepfiffen, fährt aber weiter und hat danach wohl Schiss, dass die Polizei uns verfolgt und er eine fette Strafe bekommt, weil wir zu zweit vorne sitzen. Damit er nicht auch noch einen Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit bekommt, fährt er die letzten 30 Minuten langsam. Eine Wohltat und wir haben das erste Mal ein Auge für die wunderschöne Landschaft. 
 

Lebendig in Jaen angekommen, müssen wir wieder umsteigen. Für einen Sol extra fährt uns der Fahrer bis zur Haltestelle, um dort 1 Sol pro Person zu verlangen. Die Masche kann ich auf den Tod nicht leiden und er bekommt nur den vereinbarten Sol. 
 

Die letzte Etappe nach San Ignacio steht an, und wir wollen uns ein Ticket kaufen, doch als wir sehen, dass schon 3 Leute auf der Passagierliste stehen, weigern wir uns in die Karre einzusteigen und bestehen auf ein Auto, in dem wir hinten sitzen können und die Sicherheitsgurte funktionieren. Es kann keiner verstehen, wofür wir diese Dinger unbedingt haben wollen. Die Peruaner sehen die Anschnallpflicht nicht so eng, weil es ja total unbequem ist. Wenn eine Polizeikontrolle zu sehen ist, wird sich der Gurt schnell über die Brust gezogen und unten festgehalten, um ihn danach sofort wieder loszulassen. Das Argument Sicherheit wird damit weggewischt, dass ja NIE was passiert. Ja neee, iss klar!
 

Wir setzen uns durch, bekommen ein Auto mit Sicherheitsgurten und auch die sind bei der Fahrweise des Fahrers angebracht. Nach 2 weiteren Angststunden kommen wir in San Ignacio an. Gott sei Dank!
 

Wir nehmen ein Mototaxi, was prompt einen unserer Rucksäcke verliert. Nach dem Sturz nehmen wir das gute Stück zwischen uns und buchen uns in der letzten Absteige ein, die in dem Kaff existiert. Wir trösten uns damit, dass es billig und nur für eine Nacht ist. Wir tauschen noch unsere Sol in Dollar (Ecuador hat nämlich keine eigene Wähung), essen Kuchen und gehen Brathähnchen vom Holzkohlegrill essen, trinken Bier, Cola und schmieden Zukunftspläne. Ein wunderschöner lustiger Abend.
 

(Autor: Jens)


Unser abenteuerliches Gefaehrt

18. Juli 2009 

Da wir heute ungefähr 10 Stunden reine Fahrzeit (plus Wartezeiten) vor uns haben, stehen wir ums kurz vor 6 Uhr auf, um als erstes am Colectivo-Stand zu sein. Wir sind auch schon um kurz nach 6 Uhr dort und werden mit 4 anderen Leuten plus Fahrer (also 7 Leute in einem Auto) in ein Auto gequetscht. Dann geht es ungefähr 2,5 Stunden zur Grenze, die meiste Zeit ist das Auto total vollgequetscht. Oh man, wir sind froh, dass das der letzte Ritt in einem Sammeltaxi bis zu unserem heutigen Zielort Vilcabamba ist. Aber heute haben wir wengistens einen Sechser im Lotto, unser Fahrer fährt echt super!
 

An der Grenze angekommen (die besteht aus ein paar Hütten und einer Brücke, die Peru mit Ecuador verbindet), müssen wir uns als erstes einen Stempel auf unser Ausreisekärtchen von der Polizei holen. Der Polizist fragt uns, was wir denn schon so früh (es ist halb 9 Uhr) hier machen, der Laster auf der anderen Seite fährt doch erst um 12.30 Uhr. Na super, jetzt haben wir hier vier Stunden Aufenthalt und es ist gibt nichts zu tun. Naja, wir holen uns erst mal unseren Ausreisestempel bei der Migrationsbehörde und gehen danach in eines der beiden "Restaurants" frühstücken. Es gibt Cecina (das getrocknete Fleisch, was wir schon mal in Chachapoyas hatten) und Reis und das Essen ist scheußlich.
 

Nachdem wir noch ein wenig Mensch-Ärger-Dich-Nicht gespielt haben und ich fast immer gewinne, meint Jens, wir müssten jetzt rübergehen nach Ecuador, um dort die Einreiseformalitäten zu erledigen (es ist noch ewig Zeit bis der Laster fährt und es ist nichts los, aber ich gehe mal davon aus, dass er es satt hatte zu verlieren :-)).
 

Also schultern wir unsere Rucksäcke und gehen über die Brücke nach Ecuador. Wir hatten ja erwartet, dass die Migrationsbehörde immerhin ein wenig Kohle aus uns rausholen will und eine fiktive Einreisegebühr erhebt. Aber nichts. Keiner will Geld von uns. Cool. Nach einem medizinischen Check wegen der Schweinegrippe (wir werden lediglich gefragt, ob wir Fieber haben/hatten uns uns wohlfühlen und wo wir in den letzten beiden Wochen waren) bekommen wir unseren Einreisestempel und sogar ungefragt ein 90-tägiges Visum.
 

Jetzt müssen wir noch ein wenig rumsitzen und warten (Jens fotografiert derweil das ganze Dorf) und schon fährt unser Laster vor. Das ist ein wirklich lustiges Gefährt: die Seiten sind offen und es sind Sitzbänke auf der Ladefläche angebracht. Wir klettern mit Ecuadoraenern und Peruanern, die hier ihr Glück versuchen wollen, auf die Ladefläche und suchen uns ein Plätzchen. Jetzt geht es wieder 2 Stunden durch die ecuadorianischen Berge und nach einer Polizeikontrolle kommen wir an unserem nächsten Umsteigeplatz an. Hier müssen wir leider auch noch mal fast zwei Stunden warten bis der Bus kommt und wir gehen in der Zwischenzeit schnell was essen und schauen noch ein bisschen den Zeichentrickfilm Spirit, der im Lokal läuft.
 

Dann treten wir die letzten fünf Stunden unserer zweitägigen Grenzüberschreitung an: wir fahren mit dem Bus nach Vilcabamba. Die Fahrt ist echt ganz angenehm, der Bus fährt langsam und man muss nicht um sein Leben fürchten.
 

Um kurz vor 21 Uhr kommen wir nach 15 Stunden endlich in Vilcabamba an. Wir laufen noch ungefähr eine Stunde durch das Kaff und suchen nach einer Unterkunft. Die, die wir eigentlich wollten ist voll und eine Alternative hat leider nur ein Doppelzimmer mit zwei getrennten Betten. Nachdem wir noch einem echt teuren Hotel gelandet sind und dankend wieder abgezogen sind, haben wir uns dafür entschieden ins erste Hotel zurückzukehren und das Doppelzimmer mit den zwei Betten zu nehmen.
 

Nun wollen wir eigentlich noch schnell etwas essen, aber um kurz vor 10 Uhr ist das gar nicht mehr so einfach. Die meisten Restaurants haben die Küche schon geschlossen und wir können lediglich noch zwei Crepes ergattern. Naja, besser als nichts. Danach fallen wir völlig fertig ins Bett.
 

(Autor: Daniela)