Suzhou

Garten des bescheidenen Beamten

19. November 2007

Heute kommt ein neuer Punkt auf unserer Weltkulturerbeliste hinzu: Suzhou, die Gartenstadt, ist circa 60 Kilometer westlich von Shanghai. Wir kaufen das erste Mal Zugtickets und da es einen englischsprachigen Schalter gibt, ist dies auch keine grosse Herausforderung. Wir fahren fuer 2,60 EUR mit einer Art ICE, super. Die Preise sollte sich die Deutsche Bahn mal anschauen Ach ja, heute ist superschoenes Wetter, die Sonne strahlt und es ist wirklich warm, bestes Gartenwetter also.

In Suzhou angekommen, wird uns schlagartig bewusst, dass wir uns in einer Touristenstadt befinden. Horden belagern uns, wollen, dass wir mit ihrem Taxi fahren, ihre Fahrradrikscha benutzen, eine Karte von Suzhou kaufen oder ihnen einfach nur so Geld geben. Oh Mann, das hatten wir bisher noch nicht auf unserer Reise, aber wir schuetteln sie erfolgreich ab und machen uns auf den Weg zum Fahrradverleih. Der erste macht jedoch gerade Mittagspause, aber der zweite vermietet und zwei schaebig aussehende, aber super rollende Raeder (ok, die Bremsen sind nicht ganz so toll, funktionieren aber mit etwas Nachdruck). Die Raeder sind genau das, was wir wollen.


Garten des bescheidenen Beamten

Wir radeln zum ersten Garten und sind gleich schon mal dankbar fuer unsere Fahrraeder, da es doch ganz schoen weit zu Fuss gewesen waere. Der Verkehr ist maessig dicht und chaotisch, aber wir haben schnell raus wie's geht: einfach mit gleichbleibender Geschwindigkeit, stoisch weiterfahren und bloss keine ploetzlichen Manoever machen, dann koennen sich die anderen auch darauf einstellen.

Der erste Garten, den wir uns anschauen, ist auch gleich der groesste und heisst Zhuozheng Yuan (oder auch Garten des bescheidenen Beamten). Wir schlendern an wunderbar angelegten Seen, Felsformationen und Baumgruppen vorbei. Sehr malerisch. Leider sind auch die von unserem Reisefuehrer versprochenen Reisegruppen mit Megafonen da und es plaerrt in nicht unerheblicher Lautstaerke auf chinesisch durch den Garten. Aber da der Garten ja gluecklickerweise recht gross ist, kann man die Gruppen auch umgehen. Ich moechte gar nicht wissen, wie das hier im Fruehjahr und Sommer ist.

Loewenwaldgarten

Anschliessend fahren wir weiter zum Shizi Lin (Loewenwaldgarten), ein recht kleiner Garten, der aber nichtsdestotrotz wundervoll angelegt ist. Draussen umschwaermt mich die ganze Zeit eine alte Frau und will mir Lotusblueten verkaufen. Ich will aber nicht. Nachdem sie bestimmt das zehnte Mal gefragt hat, gibt sie endlich auf

Anschliessend kurven wir mit unseren Raedern ein wenig durch die Stadt. Man muss wirklich aufpassen, dass man nicht von den tief wachsenden Pappeln vom Fahrrad geholt wird. Chinesen moegen da wohl ohne Probleme drunter durchradeln, aber wir muessen aufpassen (vor allen Dingen Jens). Es ist schon eine kleine Herausforderung hier Fahrrad zu fahren, nicht dass nicht schon genug Radfahrer unterwegs waeren, irgendwelche Leute ihre Karren ziehen und man sich die Radspur mit Elektrovespas teilen muss. Nein, da latschen auch noch Fussgaenger auf dem Fahrradweg (obwohl es einen mindestens zwei Meter breiten, leeren Gehweg gibt) und andere Fahrrad- und Mofafahrer spielen Geisterfahrer, da sie aus unerfindlichen Gruenden nicht ihre Spur auf der anderen Seite benutzen wollen. Einfach chaotisch!

Garten des Meisters der Netze

Nachmittags haben wir ziemlich Hunger und suchen uns ein Restaurant. Nachdem sich auf der Speisekarte fast ausschliesslich so Leckereien wie Schlangenkopf, Hund, Inneren in allen Variationen, Rinderpenis und Fischkopf befinden, beschliessen wir das Lokal zu wechseln. Im Restaurant nebendran gibt es Schweinefleisch suess-sauer, das kennt man ja aus dem Chinarestaurant und gebackene Suesskartoffeln. Sehr lecker.

Anschliessend radeln wir weiter zum Wangshi Yuan (Garten des Meisters der Netze). Da es nun schon relativ spaet ist, sind gluecklicherweise weniger Reisegruppen unterwegs und es ist recht beschaulich. Die drei Gaerten aehneln sich auf eine gewisse Weise, aber sind dennoch wunderschoen und sind es wert, alle drei besucht zu werden.

Wir wollen uns danach noch einen weiteren Garten anschauen, der aber leider gerade zumacht. Da unser Fahrradverleih auch schon bald schliesst, radeln wir zurueck. Wir wollen ja schliesslich unsere Kaution wiederhaben und nicht den Rest unserer Reise per Fahrrad zuruecklegen.

An Bahnhof ist es auch kein Problem ein Rueckfahrtticket zu kaufen. Unser Zug ist zwar nicht ganz so bequem wie auf der Hinfahrt, aber die Fahrt dauert ja auch nicht wirklich lange.

(Autor: Daniela)